Einblendung des Titels „Der Adonis" über einer Filmaufnahme der Bronzeplastik „Ziege" von Alois Heidl; Titelmusik geht in Filmmusik über; Totale; Hr. Stangemeier (Heinz Conrads), Hr. Nowak (Fritz Heller) und ein kleiner Junge, der in Richtung der Plastik blickt, spazieren durch den Georg Emmerling-Hof (0.00)

Halbtotale; die drei gehen weiter durch den Hof; der kleine Junge bleibt stehen und sagt zu seinem Großvater Nowak, dass er sich die „Goaß" (Ziege) ansehen möchte; Nowak gibt ihm hierauf zu verstehen, dass es erstens „die bronzene Ziege" heiße und er sich zweitens nicht immer die "schiache Gaß" anschauen wolle (0.14)

Der Junge läuft dennoch zur Plastik und setzt sich auf den Rücken der Ziege; Nowak wendet sich an Stangemeier und beschwert sich darüber, dass seinem Enkel so hässliche Dinge gefallen würden; der Junge fragt vom Rücken der Ziege aus, warum sich der Großvater denn so aufrege, wo doch die Ziege so schön sei; der Mutter würde das arme Tier sogar leid tun (0.25)

Halbtotale; Nowak fragt Stangemeier, was er davon halte; Stangemeier antwortet, er fände es „großartig"; Nowak wirft Stangemeier vor, dass dieser immer zum kleinen Franzi helfen würde; Stangemeier führt weiter aus: „großartig von der Gemeinde, dass sie die Künstler beschäftigt und dass jeder ihre Arbeiten sehen kann"; außerdem gefalle im die „Gaß'" worauf er in scherzhaftem Ton zu singen beginnt (0.42)

Nowak kontert den Ausführungen Stangemeiers: ein Ästhet könne sich an so etwas (diese Art der Kunst; diese Plastik) nie gewöhnen; Stangemeier stellt Nowak die Frage, ob er denn ein Adonis, eine männliche Schönheit sei; Nowak gibt hierauf zu verstehen, dass er dies nie behauptet habe; er fragt Stangemeier, ob er ihn etwa mit dem „Vieh" vergleichen wolle; wenn er, Nowak, das Ziegenmodell des Bildhauers gewesen wäre, hätte er gegen diese Art der Realisation energisch protestiert; Stangemeier hierauf: „Ja, ja das glaub ich! Sie hätten unaufhörlich gemeckert, sie g'scheiter Wiener" (0.59)

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Bronzeplastik „Ziege" (1955) von Alois Heidel (1915-1990), Wotruba Schüler. Die Plastik wurde im Jahr 1957 im Hof der Gemeindewohnanlage Georg Emmerling-Hof (Obere Donaustraße 95-97, 1020 Wien) aufgestellt. Die Skulptur wurde in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert. Die Verletzlichkeit, Krankheit und Armut symbolisierenden Körperproportionen und Oberflächenstrukturen der Plastik standen, so Irene Nierhaus, im scharfen Kontrast zum dekorativen Ideal eines Großteils der Bevölkerung, die sich zumeist mit naturalistischen Darbietungen konfrontiert sah. Laut Nierhaus wurden die Bedenken auch konkret formuliert: man wollte in Zeiten wirtschaftlicher Konjunktur nicht mehr an die dramatischen Zeiten des Krieges erinnert werden. (Vgl. Nierhaus, Kunst-am-Bau, S.180-182)

Diese Kurzfilmreihe wurde für die Gemeinde Wien produziert und hatte neben erzieherischen (Solidaritätsprinzip, Toleranz und Rücksicht, Gemeinschaftsgut, etc.) und rechtfertigenden (Steuereinnahmen, etc.) Intentionen insbesondere werbende Aufgaben. Bezüglich des werbenden Charakters dieser Filme galt es, die für die Bevölkerung erreichten Errungenschaften der Stadt hervorzuheben. Die Grundaussage der Filme verlautet, dass sich die Gemeinde nach vollzogenem Wiederaufbau nicht mit der Wiederherstellung der basalen Grundfunktionen der Stadt begnügt, sondern diese in einer zweiten Phase auszudehnen und im Sinne des sozialdemokratischen „Weltstadt-Ideoms" sowie des gern vorgetragenen Bekenntnisses zur Moderne zu erweitern und zu verbessern gedenkt. Einerseits werden hier unterschiedliche Bau- und Infrastrukturprojekte hervorgehoben (Stadthalle, Doppeldeckerautobusse, Museum der Stadt Wien, etc.), andererseits Leistungen im Bereich von Politik und Verwaltung (Arbeitsprogramm, freundliche Beamte, etc.). Dass sich die Wiener Sozialdemokratie hinsichtlich ihres Ziels, „moderne Weltstadt" zu werden, selbst ein gutes Zeugnis ausstellte, verdeutlicht beispielsweise ein Vergleich der Wahlplakate zu den Gemeinderatswahlen von 1954 und 1959. (Vgl. Plakatsammlung der Wienbibliothek im Rathaus, interne ID-Nr.: AC10568882 und AC10658578) Während auf dem Plakat von 1954 noch zu lesen steht „damit Wien wieder Weltstadt werde wählt SPÖ", dürfte diese Zielsetzung aus sozialdemokratischer Sicht 1959 erreicht worden sein, da sich die potentielle Wählerschaft in diesem Jahr bereits mit einem „Weltstadt Wien wählt Liste 2. Sozialistische Partei" konfrontiert sieht.

(Vergleiche auch Filmreihe „Und das für mein Geld"; Sign.: 174-188)

Im Film „Schönbrunn" (Sign.: 108) spricht Nowak vom heutigen Wien und erwähnt in diesem Zusammenhang das Museum der Stadt Wien (Karlsplatz); dieses wurde am 23.4.1959 eröffnet; da er hinsichtlich des „zukünftigen" Wiens die Doppeldeckerbusse erwähnt - diese werden frühestens ab 1960/61 eingesetzt - wird die Filmreihe wohl um das Jahr 1959 entstanden sein.

In den Evidenzblättern zu den Filmen der media wien scheint ebenfalls das Datum 1959 auf; allerdings Februar 1959; die Filme spielen jedoch allesamt im Sommer; dies könnte auf das Entstehungsjahr 1958 hinweisen.

Literatur:

Irene Nierhaus, Kunst-am-Bau im Wiener kommunalen Wohnbau der fünfziger Jahre. Wien u.a. 1993, S. 180-182.

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Filmische Realisation des "unvoreingenommenen Kinderblicks" auf die Kunst. (vgl. Kontextmaterial; Radiorede Jonas)

Vgl. auch Film "Plastiken" (Sign.: 184); dieser Film hat ebenfalls die Plastik „Ziege" zum Thema.

Sketschhaftes Szenenspiel; humoristische Dialoge im ‚Wiener Schmäh' der beiden (Volks)Schauspieler Heinz Conrads und Fritz Heller; Struktur der Filme: in von Scherzen und Missverständnissen durchzogenen Dialogen klärt der jovial-extravertierte Herr Stangemeier (Conrads) den cholerischen und etwas unbedarften Herrn Nowak (Heller) über einen Sachverhalt hinsichtlich der Gemeinde-/Stadtverwaltung auf; diese sketschhaften Dialoge werden durch illustratives Mienenspiel sowie intensiven Körpereinsatz der Schauspieler begleitet; Steinwendner setzt auf Folklore des Wiener „Phäakentums" und auf den charmanten „Wiener Schmäh"; Letzterer changiert hier zwischen weinseliger Einfältigkeit und immerkluger Jovialität.

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