[Anm.: Kein Ton, kein Titelblatt, keine Credits]

Halbtotale; filmisch inszeniertes Gruppenporträt einer Geburtstagsgesellschaft; die Gruppe ist horizontal gegliedert: im Bildvordergrund sitzen Musiker mit ihren Instrumenten am Boden; in der mittleren Bildebene sitzen einige Personen auf Stühlen; im ungefähren Bildmittelpunkt sitzt Lueger mit mehreren Personen an einem kleinen Tisch; in der hinteren Bildebene stehen weitere ca. 15 Personen; die stehenden Personen sind nach Körpergröße gestaffelt (0.00)

Die Musiker beginnen zu spielen und zu singen; die Festgäste tauschen zum Teil ihre Plätze; einer der Gäste beginnt mit seinen Fingern zur Musik zu schnippen; es entsteht eine gewisse Dynamik unter den Gästen (0.06)

Steigerung der motorischen Dynamik unter den Festgästen; Lueger spielt mit drei Männern am Tisch Karten; die Mehrheit der Gäste führt irgendwelche Bewegungen aus: Klatschen, Winken mit den Armen, Winken mit den Hüten; die Kamera schwenkt horizontal über die Gesellschaft; ein Mann aus der hinteren Reihe läuft hin und her; die Stimmung steigert sich; zwei Paare beginnen zu tanzen (0.28)

Veränderte Kameraposition; Totale; Runtersicht; eines der Paare tanzt um die Festgesellschaft herum; ein Mann winkt mit einer (Sekt-)Flasche in Richtung der Kamera; ein Mann tanzt um die Festgesellschaft; Gläser werden rasch geleert und neu befüllt; man prostet sich bzw. der Kamera zu; Lueger spielt weiterhin am Tisch mit den Karten (1.27)

weniger anzeigen

Da sich Lueger zu seinem 64. Geburtstag (24.10.1908) nicht in Lovran, sondern in Wien aufhielt, muss der Film vor oder nach diesem Datum entstanden sein. (Vgl. Die Neue Zeitung, am 24.10.1908, S. 4; Neue Freie Presse, am 25.10.1908, S. 7)

Die an der Südküste Istriens gelegene Ortschaft Lovran verzeichnete mit der Anbindung des nahegelegenen Seebades Matulji durch die österreichische Südbahngesellschaft einen starken Anstieg der Tourismusfrequenz (Eröffnung der Strecke Wien-Rijeka 1884). Weitere touristische Aufwertungen erhielt der mondäne Kur- und Winterurlaubsort durch die 1905 erfolgte Ernennung zum offiziell anerkannten „Luftkurort" sowie durch die Errichtung einer elektrischen Bahn zwischen den Ortschaften Matulji, Opatija und Lovran. Der Wechsel hin zum Sommertourismus war eine Entwicklung, die insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzen sollte.

Lueger war - was den Umgang mit seinem Privatvermögen betraf - anscheinend sehr sparsam veranlagt. Er war meist darum bemüht etwaige Reisekosten als Dienstreisen zu deklarieren bzw. nahm er aus selbigem Grund auch gerne die Einladungen von Freunden an. (Vgl. Hawlik, Bürgerkaiser, S. 184) So folgte Lueger beispielsweise 1907 und 1908 der Einladung des Baron von Brenner in dessen 1904 errichtete Villa San Rocco in Lovran. (Vgl. Höllhuber, Kroatien, S. 220)

Literatur/Quelle:

Johannes Hawlik, Der Bürgerkaiser. Karl Lueger und seine Zeit. Wien/München 1985.

Dietrich Höllhuber, Reise-Handbuch Kroatien. Von Zagreb zu den Barockschlössern Slawoniens, den Karstbergen der Adria und den Tausend Inseln zwischen Istrien und Dubrovnik. Hamburg 2011.

Die Neue Zeitung, am 24.10.1908, S. 4.

Neue Freie Presse, am 25.10.1908, S. 7.

weniger anzeigen