Titelblatt: „Der Trauerzug Sr. Exzellenz des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger" (0.00); Montage eines Porträtfotos von Lueger (0.10)

Kamera positioniert sich auf der Höhe des Parlaments und filmt die Ringstraße Richtung Burgtheater entlang; unterschiedliche, den Trauerzug begleitende Gruppen werden von dieser Position aus gefilmt; unter den Gruppen, die am Trauerzug teilnehmen befinden sich u. a.: die Wiener Feuerwehr (0.17); die städtischen Bediensteten der Straßenbahn (0.18), eine Reihe von unterschiedlichen Vereinen und Verbänden (0.23), Studentenverbindungen (0.50) sowie eine Reihe von kirchlichen Orden, Kongregationen und anderen Kirchenvertretern (1.01)

Eine Reihe von Blumenwägen mit Kranzspenden passiert den Kamerastandpunkt (2.23) bevor Luegers Leichenwagen - flankiert von Vertretern des Präsidealbüros, der Studentenverbindungen, der bürgerlichen Scharfschützen, der Deutschmeister und mehreren Galadienern - das Bild quert; hinter Luegers Leichenwagen folgen die Trauerkutschen (3.03)

Schnitt; Stephansplatz; im Hintergrund das Riesentor des Stephansdomes; vor dem Tor stehen (ranghohe) Trauergäste Spalier (3.50)

Veränderter Kamerastandpunkt; erhöhte Position; Kamerafokus auf das Riesentor; Menschen stehen vor dem Tor; unterschiedliche Gruppen von Neuankömmlingen; die Trauergemeinde betritt die Kirche (3.58)

Selber Kamerastandpunk; der Leichenwagen Luegers befindet sich im Bildmittelgrund; die Trauergemeinde verlässt die Kirche (4.23); der Sarg Luegers wird herausgetragen und auf den Leichenwagen gehoben (4.39)

Tableaux vivant vor einer Felsenkulisse; vier Mädchen in weißen Gewändern (‚Engel') stehen - malerisch arrangiert - um eine Büste Luegers; sie setzen der Büste einen (Lorbeer-)Kranz auf; sodann verharren sie mit zum Beten gefalteten Händen (5.27)

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Karl Lueger (1844-1910; Wien) promovierte im Jahr 1870 in den Rechtswissenschaften, um danach einige Jahre als Anwalt zu arbeiten. Der zu seinen politischen Anfängen noch liberale Ideen vertretende Lueger machte bald bei den deutschnational-christlichsozialen „Vereinigten Christen" politische Karriere. Im Jahr 1893 gründete er die Christlichsoziale Partei (CS) als moderne Massenpartei. Er verstand es, die kleinbürgerlichen Schichten - welche sich zusehends zwischen den Interessen von Großbürgertum und Arbeiterschaft aufgerieben sahen -  zu einer „klerikalen, antisozialistisch und antisemitisch motivierten Bürger-Gemeinschaft" (Maderthaner, Metropole, S. 236) zusammenzuschließen.

Nachdem er 1875 in den Wiener Gemeinderat gewählt wurde - später im Reichsrat und seit 1890 im niederösterreichischen Landtag saß -, wurde er unter Raimund Grübel 1895 zum Vizebürgermeister von Wien ernannt. Als Grübel - aufgrund der Wahlniederlage der Liberalen - sein Amt als Bürgermeister niederlegte, sollte Lueger dessen Position besetzen. Da Kaiser Franz Josef hinsichtlich Luegers Bestellung große Bedenken hegte, wurde Luegers christlichsozialer Parteikollege Josef Strobach zum Bürgermeister ernannt. Lueger, der unter Strobach weiterhin das Amt des Vizebürgermeisters innehatte, wurde jedoch 1897 erneut zum Bürgermeister gewählt. Diesmal sollte die Fürsprache Papst Leos XIII. beim Kaiser dazu führen, dass Lueger sein Amt als Bürgermeister von Wien antreten konnte. Lueger starb am 10. März des Jahres 1910 infolge seiner Zuckerkrankheit.

Bei diesem Film handelt es sich um eine Produktion der "Ersten österreichischen Kinofilm-Industrie" des Ehepaares Anton und Luise Kolm und Jakob Fleck. (Vgl. Bono, Schatten, S. 15 und Fritz, Kino, S. 23)

Literatur:

Wolfgang Maderthaner, Metropole, in: Peter Csendes/Ferdinand Opll (Hg.), Wien. Geschichte einer Stadt. Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien/Köln u.a. 2006, S. 175-248.

Walter Fritz, Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930. Wien 1981.

Francesco Bono/Paolo Caneppele/Günter Krenn (Hg.), Elektrische Schatten. Beiträge zur österreichischen Stummfilmgeschichte. Wien 1999.

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