Nahaufnahme einer jungen Dame und einer älteren Dame am Schreibtisch; angehende junge Sozialarbeiterin: „Ich denke, dass unsere Gesellschaft sehr viele Probleme hat und ich möchte zwar nicht Flickschuster unserer Gesellschaft werden, aber doch etwas zur Lösung dieser Probleme beitragen." (00:00-00:10)
Schnitt, Sozialarbeit-Lehrerin/Anstaltsdirektorin: „Für mich ist die Sozialarbeit wahrscheinlich der aufregendste und herausforderndste Beruf, den ich kenne. Und doch gehört er auch zu den frustrierendsten Berufen unserer Zeit." (00:10-00:24)
Einblendung der Frage: „Sozialarbeit - was ist das?"; Schnitt, Straßenbefragung; Redakteurin mit Mikrofon fragt einen jungen Mann: „Wissen Sie was Sozialarbeit ist?"; er antwortet: „keine Ahnung", eine andere befragte junge Dame antwortet: „ich stell mir vor, mit Fürsorge oder sowas"; Einführung in die Disziplin der Sozialarbeit; Off-Stimme nennt Beispiele; ausgesonderte Großmutter; problematisches Kind; geschlagenes Kind; eine andere Befragte antwortet: „eigentlich kann ich mir darunter nichts vorstellen" (01:45);
Off: „Nach einer vom Europarat empfohlenen Definition ist Sozialarbeit eine qualifizierte, berufsmäßig geleistete Form der mitmenschlichen Hilfe, eine Tätigkeit, die eine bessere soziale Integration vom Einzelnen, von Familien und Gruppen fördern soll. Sozialarbeit ist eine Funktion der Gesellschaft; die Erkenntnis ihrer Verantwortung für die Schwachen; ihr Bestreben, es jedem Menschen zu ermöglichen, ein seiner Würde entsprechendes Leben zu führen. Ziel der Sozialarbeit ist es, das größtmögliche Wohlbefinden eines jeden Menschen jeden Alters, jeder Rasse, jeden Standes in wirtschaftlicher, gesundheitlicher und kultureller Hinsicht zu gewährleisten. Ihre Tätigkeit erstreckt sich nicht nur auf die Beseitigung von konkreten Notständen, sondern auch auf deren Verhütung." (02:06-02:49);
Einblendung des Titels: „Fürsorge? Um Gottes willen!" (02:52);
Eine weitere Befragte würde ihrer Tochter nicht erlauben, diesen Beruf zu ergreifen, weil sie glaubt, es wäre kein schöner Beruf, mit zu viel Elend zu tun zu haben; die Belastung sei zu groß, vor allem, wenn man ein eigenes Familienleben hat; die meisten Fürsorger hätten ja auch keine eigene Familie (03:16); früher sei man als Armenpfleger bezeichnet worden; es sei notwendig gewesen, den Armen zu helfen, weil sie sonst die Ordnung des Staates gefährdet hätten; Bismark wurde zitiert; Fürsorge sei also als politische Maßnahme zu betrachten, die die Gesellschaftsordnung stabilisieren sollte; Off: „Es wird Aufgabe einer zukunftsorientierten Sozialarbeit sein (...) ein neues Berufsverständnis zu entwickeln."
Insert: „Der Sozialarbeiter" (04:26); Schnitt, Lehranstalt für Sozialarbeit (04:30); verschiedene SchülerInnen werden vorgestellt; Background als Horterzieherin wird bspw. erwähnt; verschiedene Beweggründe; Motiv, dass Kinder in Heime geschickt würden, weil sie schwererziehbar sind oder nicht die entsprechende Umgebung und Förderung haben; mit Hilfe von intensiver und persönlicher Betreuung könne das Kind auch außerhalb des Heimes gefördert werden; eine weitere Schülerin war selbst Pflegekind und hatte eine enge Beziehung zu Fürsorgern; andere wären über Prospekte zur Schule gekommen; Schnitt, SchülerInnen interagieren am Flur der Lehranstalt (06:20); die Leiterin gibt an, dass die Ausbildung an der Lehranstalt für gehobene Sozialberufe absolviert werden kann und zwei Jahre lang dauert; weitere Bemühungen und Bestrebungen, eine inhaltliche und statusmäßige Aufwertung des Berufes zu erreichen, seien im Gange (06:35); weitere Frage zur Ausbildung und den Anforderungen an die Sozialarbeit; wie verhalten sich die Anforderungen zu einer in Veränderung befindlichen Gesellschaft; Leiterin/Ausbildnerin der Lehranstalt antwortet, dass sich die Anforderungen verändern und so auch die Ausbildung; 1962 kam es zur Reorganisation und Umwandlung in die gegenwärtig bestehende Lehranstalt, eine höhere allgemeinbildende Akademie (postsekundäres Ausbildungswesen); Lehrplan und Niveau einer Akademie (07:42); Methodenlehre der Sozialarbeit; Psychologie; Sozialwissenschaft; Stoff zu Medizin und Recht; praxisorientierter Ansatz, der sich vor allem Fallgeschichten und verschiedenen Lebenssituationen widmet; konkretes Engagement sei daher von Nöten; organisierte Arbeitsgruppe; Entwicklungsbilder; Einsätze in Jugendheimen; Altersheimen; Behindertenzentren (08:45); öffentliche Hilfe für Behinderte, ihr Leben sei sehr isoliert; ein Weg aus der Isolation durch die Begleitung und Unterstützung angehender SozialarbeiterInnen (09:11);
Drei Sozialarbeiter werden näher vorgestellt (09:30); Erich Wanek 29; Lehrlingsbeauftragter am Jugendamt Wien; Interesse an Arbeit mit Menschen; er sei eher zufällig zu dem Beruf gekommen; zuvor Mitarbeiter der MA 11 - Wiener Jugendamt, das 1962 gegründet wurde; meistens hatte er mit Einzelfallbetreuungen von Jugendlichen zu tun; es sei oft schwer festzustellen, ob man Erfolg oder Misserfolg verschuldet hat; eher die Frage, ob der/die Jugendliche im Rahmen der Norm geblieben war; der Norm, die die Gesellschaft anordnet; oder zum Beispiel nicht kriminell geworden ist; die Möglichkeiten der Sozialarbeit seien geringer als die vom Elternhaus mitgegebenen geordneten Verhältnisse, die das zukünftige Leben bestimmen und optimalerweise die Schutzbefohlenen in die richtige Richtung weisen; intensive Arbeit und Betreuung von Jugendlichen seien seine Verantwortung; Beziehungsschwierigkeiten oder Versagen durch Elternhaus werden als Hauptgründe genannt; folglich Meldung des Bezirksjugendamtes und eventuelle Weiterleitung ins Heim und Mit- und Einwirkung durch HeimbetreuerInnen und JugendamtfürsorgerInnen; administrative Probleme; Überforderung; wenig Zeit für Fallarbeit und Privatleben seien die Schattenseiten des Berufes;
Annie Oberle 21; Interview; Fürsorgerin in einem Wiener Außenbezirk; sie wollte zunächst Medizin oder Psychologie studieren; das war aus verschiedenen Gründen nicht möglich; dann ist sie auf diese Ausbildung gestoßen; zu den Aufgaben zählen Erziehungsberatungen; Mutterberatungen; Hausbesuche; begleitet von Kamera bei inszenierten Hausbesuchen; von Adresse zu Adresse abgehend; es sei befriedigend, Leuten zu helfen; allerdings sei es frustrierend, dass Erfolge viel zu wenig sichtbar sind; oft unklar, ob Bemühungen und Einsatz auch Wirkung haben; man ist mit Problemen konfrontiert, die große Tragweite haben; es stellt sich oft die Frage „(...) bin ich jetzt der Sozialarbeiter, der fürsorgt, oder eher der Beamte, der sozial bedingte Verhältnisse aufzeigt und an die Polizei weiterleitet" (17:30); man solle psychologische Ausbildung stärker machen und andere medizinische Fächer weniger relevant hervorheben im Lehrplan und der Praxis; Weiterbildung und Aufstiegschancen seien schwierig; man bräuchte sehr viel Eigeninitiative; anlesen von aktueller Fachliteratur; man könne das Kursangebot und die Weiterbildungsseminare der Gemeinde wahrnehmen; es sei aber schwer, als junger Mitarbeiter reinzukommen;
Hans Reiter 26, Interview; Bewährungshelfer; Arbeit mit straffälligen Jugendlichen; durch Hausbesuch Verhältnisse im Elternhaus ermessen und entscheiden, ob eine Bewährung möglich ist oder nicht; persönlicher Kontakt notwendig; Erfolg und Misserfolg von persönlicher Beziehung abhängig; Jugendliche unterstützen bei Arbeitssuche; Vermittlung; beratende Tätigkeit in vielen Fällen für Alltagsbedürfnisse; Pass erstellen zum Beispiel; man greift aktiv ins Leben und die Erziehung des Jugendlichen ein mit dem Ziel, ihn/sie zu formen und in eine positive Richtung zu lenken; Reiter: „Ein Ziel unserer Arbeit ist, den Jugendlichen für eine Gesellschaft vorzubereiten und in eine Gesellschaft einzugliedern" (21:50); man müsse den Jugendlichen dafür Chancen aufzeigen und einräumen; isoliert von der Gesellschaft sei die Integration und erfolgreiche Eingliederung nicht möglich; für straftätige Jugendliche sei es schwer, Arbeit zu finden; Personalabteilungen resistent; Ablehnung existiert in sehr vielen Firmen und stelle ein Problem dar;
Insert: „O du mein Österreich" (23:31); Off: „Während ‚social worker' im Begriff sind, in anderen Ländern zum Modeberuf zu avancieren, sind in Österreich ca. 12.000 dieser Dienstposten unbesetzt."; Sozialpolitik und Frustration werden immer wieder genannt; Schattenseiten des Lebens; sinnloser Papierkrieg; Verantwortung dafür, ob Kinder im Problemelternhaus bleiben oder ins Heim wechseln, das auch Probleme birgt (25:01);
Probleme und Unverständnis kommen von allen Seiten, den Klienten, der Behörde; enorme Arbeitsbelastung wegen Personalmangel; eine ehemalige Sozialarbeiterin, die den Beruf verlassen hat, nennt die geringe Bezahlung, die sehr geringen Aufstiegschancen und das geringe Sozialprestige als Hauptprobleme des Berufsstandes; es handle sich um einen Sozialberuf, der in erster Linie ein Frauenberuf sei; „Frauen haben nicht das gleiche Sozialprestige in ihrer Arbeit, wie es Männer haben; und gäbe es junge intuitive Männer, die sich für die Belange der Sozialarbeit interessieren, würde sehr bald wahrscheinlich - und diese Erfahrung hat man im Ausland gemacht - dem Mangel abgeholfen werden." (25:31); der Stand der Ausbildung sei besonders mangelhaft; in Österreich erstellen oft noch Berufsfremde die Gutachten; Stichwort Partnerschaft; Insert: „Thesen zur Sozialarbeit" (27:37); dem hilfsbedürftigen Partner beratend zur Seite stehen und Hilfe zur Selbsthilfe anbieten; mit Hilfe der Sozialarbeit zur Veränderung der Gesellschaft beitragen; langsam ist ein Wandel in Sicht; Interesse der Öffentlichkeit für sozialpädagogische Fragen wirkt sich bereits positiv aus; doppelt so viele StudentInnen an der Lehranstalt;
Off: „Sozialarbeit ist ein Beruf für Menschen, nicht für Funktionäre oder Roboter. Sozialarbeit ist ein Beruf für Menschen, nicht für Maschinen oder Papier. Er wird als Mensch für Menschen gebraucht" (28:49);
weniger anzeigen