Der Karl-Pick-Hof wurde in den Jahren 1963-1965 erbaut; im zugehörigen Evidenzblatt des Films wird der 15. Juli 1965 als Eröffnungsdatum genannt; Karl Pick (1867-1938) war ein Wiener Gewerkschafter und Obmann des Zentralvereins der kaufmännischen Angestellten Österreichs. Karl Pick setzte sich vehement für die Rechte und den Schutz der Angestellten ein.
Die Wurzeln des sozialen Wohnungsbaus in Wien liegen über hundert Jahre zurück. (für das Folgende vgl. Eigner, Sozialer Wohnbau) Auf eine erste, von privatwirtschaftlichen Investoren getragene Hochphase in der Spätgründerzeit folgte eine durch den Krieg bedingte Phase der Stagnation. Zwischen 1923 und 1934 kam es zu einem neuerlichen Zuwachs und zur Errichtung von 78.000 Wohneinheiten, wobei rund 80% der Wohnungen von der Stadt Wien finanziert wurden. Der erheblichen Wohnungsnot nach Ende des Ersten Weltkriegs begegnete man Seitens der Stadtverwaltung mit der Etablierung des kommunalen Siedlungsfonds und ersten Projekten zum kommunalen Wohnbau. Die von Finanzstadtrat Hugo Breitner konzipierte Steuerreform und die darin veranschlagte Wohnbausteuer für Wien, das seit Jänner 1922 als eigenständiges Bundesland galt, verbesserten die finanzielle Situation der Stadt, auf deren Grundlage im September 1923 das erste Wiener Wohnbauprogramm sanktioniert wurde. Zwischen 1924 und 1933 wurden im Durchschnitt über 5500 Wohnungen pro Jahr gebaut. Dafür wurden mehrstöckige Blockbauten in vormals unbebauten Baulücken innerhalb der Stadt errichtet. Aufgrund finanzieller Nöte in Folge der Weltwirtschaftskrise und der Reduktion der städtischen Steuereinnahmen kam der kommunale Wohnbau in den 1930er Jahren beinahe zum Erliegen. Auch von den geplanten Bauvorhaben der Nationalsozialisten, die 1938 in Österreich die Macht übernahmen, konnten nur einige wenige realisiert werden. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden nur 3000 Wohnungen errichtet, wobei besonders die Schließung von Baulücken forciert wurde. 1942 kam die kommunale Bautätigkeit jedoch gänzlich zum Stillstand.
Da während des Krieges über 20 % des Wiener Wohnungsbestandes (schwer) beschädigt wurden, sah sich die Stadtverwaltung nach Kriegsende mit einer erheblichen Wohnungsnot konfrontiert. Um diese zu beheben, entschloss sich die Gemeinde abermals zur Lückenverbauung, da die Aufschließung der Siedlungsflächen immense Kosten verursacht hätte. Die 1950er Jahre waren von einem kontinuierlichen Anstieg der kommunalen Bauleistung gekennzeichnet, weshalb schon 1954 die 100.000ste Gemeindewohnung errichtet werden konnte. Die Stadt Wien erhielt dabei Unterstützung von gemeinnützigen Bauvereinigungen, die ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre ca. 40 Prozent der Wohnbauten finanzierten. Hohe Wohnblöcke mit einheitlich gestalteten Fassaden, platziert in einer Grünanlage, sollten das Stadtbild von nun an prägen. Bis 1958 konnte die Wohnungsnot großteils behoben und die Wiederaufbauarbeiten grundsätzlich beendet werden.
Während noch in den Nachkriegsjahren der innerstädtische Blockwohnbau dominierte und die Stadtverwaltung vor allem auf das Konzept der Lückenbebauung setzte, sanktionierte der Gemeinderat 1961 ein „Städtebauliches Grundkonzept von Wien", das einerseits die Auflockerung von zu dicht besiedelten Stadtteilen und andererseits die Bebauung von wenig verbauten Gebieten vorsah. Unter Roland Rainer, der seit 1958 als Leiter der Wiener Stadtplanung tätig war, erfolgte die Abwendung von der Lückenbebauung hin zu Projekten der Stadterweiterung. In den 1960er Jahren wurden 105.000 Wohnungen errichtet, womit der soziale Wohnbau an seinem Höhepunkt angelangt war. Zu den typischen Stadterweiterungsgebieten der 1960er Jahre zählen die Bezirke Favoriten, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing, die zusammen einen Zuwachs von rund 53.000 Wohneinheiten zu verzeichnen hatten. Mit der Gründung der „Montagebau Wien" 1961/62 sollte der industrielle Montagebau forciert werden, von dem man sich eine Steigerung der Wohnbauleistung sowie eine Reduktion der Baukosten versprach. Zu den wichtigsten Stadterweiterungsprojekten der 1960er Jahre zählen die Wohnhausanlagen an der Erzherzog-Karl-Straße in Kagran sowie die Großfeldsiedlung in Leopoldau und die Per Albin Hansson-Siedlung Ost in Favoriten. An der Peripherie Wiens entstanden die sogenannten Trabanten- bzw. Schlafstädte, welche die Teilung der Stadt in jeweils unterschiedliche Bereiche für Wohnen, Arbeit, Bildung und Freizeit widerspiegelten. Ein höheres Verkehrsaufkommen war die Folge, dem man seitens der Stadtverwaltung mit der Planung eines Schnellbahn- und U-Bahnnetzes begegnen sollte.
Der Wohnungsmangel galt spätestens 1970 als behoben, jedoch waren viele Wohneinheiten veraltet und zu klein, weshalb nun die Wohnungsqualität hinsichtlich Ausstattung und Gestaltung der Fassaden verbessert werden sollte. „Den Menschen ein Zuhause geben" - so der neue Leitsatz, weshalb die Wohnbereiche mit Grünflächen und Einrichtungen zur Nahversorgung sowie zur Freizeitgestaltung ausgestattet werden sollten. Im Laufe der 1970er Jahre rückte die Gemeinde Wien immer mehr von den sogenannten Großprojekten ab und forcierte kleinere Bauunternehmungen. Damit ging eine Reduktion der durchschnittlichen Bauleistung pro Jahr auf 3000 errichtete Gemeindewohnungen einher. Die Gemeinde investierte nun vorrangig in den Ausbau der städtischen Infrastruktur und in die Erweiterung des Verkehrsnetzes.
Quellen/Literatur:
Eintrag zu Karl Pick auf Wien Geschichte Wiki; online unter: https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Karl_Pick (16.6.2016).
Evidenzblatt zum Film „Karl-Pick-Hof", Sign.: 399, WStLA, Sammlung media wien.
Peter Eigner/Herbert Matis/Andreas Resch, Sozialer Wohnbau in Wien. Eine historische Bestandsaufnahme; online unter: http://www.demokratiezentrum.org/fileadmin/media/pdf/matis_wohnbau.pdf (8.9.2016).
Geschichte des Wiener Gemeindebaus; online unter: https://www.wienerwohnen.at/wiener-gemeindebau/geschichte.html (8.9.2016).
weniger anzeigen