Filmmusik, Rathausmann; daneben das Wappen der Stadt Wien sowie Insert: „Die Landesbildstelle Wien zeigt";
Weiße Inserts auf schwarzem Grund: „Johann Nestroy 1801-1862"; „1. Teil 1801-1844"; „Eine Dokumentation von Werner Fitzthum, Walter Bannert"; Montage historischen Bildmaterials (Gemälde, Zeichnungen), das Wien im 19. Jahrhundert zeigt; Gemälde des Stephansplatzes; Off-Kommentator: Am 24. August 1822 debütierte Nestroy im k.k. Hofoperntheater als Sarastro in Mozarts Zauberflöte; Gemälde, auf dem das ehemalige Theater am Kärntnertor zu sehen ist; Bildnis von Johann Nepumuk Nestroy; Off: am 4. März 1862 wurde er zum letzten Mal auf der Bühne gesehen; weitere historische Bilder/Zeichnungen zur Illustration der Ausführungen des Off-Kommentators: Nestroy schrieb 83 Stücke und spielte 879 Rollen; er kritisierte den im feudalabsolutistischen Österreich wuchernden Adelsstolz, Geldstolz, Gelehrten- oder Künstlerstolz; Porträt des Polizeichefs Fürst Metternich; Bilder zur Illustration des System Metternichs, dessen Macht sich auf den Adel, die Kirche, Bürokratie, Polizei und Zensur stützte; Gemälde, die das Leben der Bauern illustrieren; diese hatten 80 Prozent der Ernte als Steuern zu leisten; die Entwicklung des Handelsbürgertums wurde eingedämmt, die Erbauung von Fabriken behindert oder sogar verboten und das Kleinbürgertum in seiner Existenz bedroht; Bildnis von Kaiser Franz I. (04.35,10);
Wechsel des Off-Kommentators, der nun beginnt, die Lebensgeschichte von Johann Nestroy zu erzählen; historisches Bildmaterial dient abermals zur Illustration: Nestroy wurde am 7. Dezember 1801 als Sohn einer Advokatenfamilie geboren; sein Vater stammte aus Kommerau; Gemälde, das Straßensujets vor dem Stephansdom zeigt; mit 13 Jahren wurde Nestroy bereits öffentlich als Klavierspieler vorgeführt; mit 16 beendete er das Schottengymnasium und begann 1820 an der Wiener Universität Jus zu studieren; er interessierte sich jedoch vielmehr für das Theater und debütierte 1822 als Sarastro am Kärntnertortheater; danach folgte ein Zweijahresvertrag als Opernsänger und mehrere Engagements in verschiedenen Städten Europas;
1827 debütierte Nestroy mit „Der Zettelträger Papp" als Autor; seinen ersten übermäßigen Schauspielerfolg konnte er als einäugiger Invalide Sansquartier in der aus seiner Feder stammenden Posse „Zwölf Mädchen in Uniform" erzielen; Zeichnungen, die Nestroy sowohl als Invaliden als auch in anderen Rollen zeigen, folgen; Nestroys Hang zur überzeichneten Karikatur, zum sittenwidrigen Gesang und zur Derbheit wurden von der Presse heftig kritisiert; 1829 war Nestroy am Josefstädter Theater in Wien zu Gast; Porträt des Theaterdirektors und Schauspielers Karl Andreas Bernbrunn (Carl Carl); dieser war der „Prototyp des skrupellosen Emporkömmlings"; er veranstaltete höchst aufwendige Inszenierungen und war dafür bekannt, seine Dramatiker und Schauspieler auszubeuten; Gemälde vom Theater an der Wien, an das Nestroy 1831 von Carl Carl gerufen wurde (08.26,20); Zeichnung von der Fassade des Theaters an der Wien; Off: in der Ära Carl kam es zum Niedergang der Wiener Posse und des Zauberspiels; Kammermusik erklingt; dazu weitere Bilder von diversen Inszenierungen und verschiedenen Sujets; Off: als Nestroy im Theater an der Wien zu spielen beginnt, war das Volksstück bereits fast tot; „die Kritik klagt über die Erbärmlichkeit der Stücke, in denen ein schwülstiger barocker Zauberapparat mit Geistern, Feen und alten Göttern bis zur völligen Entleerung ausgespielt wurde"; auch Ferdinand Raimunds Theater konnte das Vorstadtpublikum nicht mehr überzeugen; „so begann Anfang der 30er Jahre die theatralische Verschrotung des Übersinnlichen und die Enterbung des raimundschen, gläubigen Idealismus reinen Herzens"; Johann Nestroy wurde zum neuen Stern der Wiener Volkskomödie; 1833 kommt Nestroys „Der böse Geist Lumpazi Vagabundus" ans Theater an der Wien; Stiche bzw. Zeichnungen, die Szenen aus dem Volksstück zeigen, zur Illustration;
der Theaterregisseur und -schauspieler Karl Paryla trägt eine Passage des Schuster Knieriems aus „Der böse Geist Lumpazi Vagabundus" vor (11:34,21); er gibt das Kometenlied zum Besten und wird von dem österreichischen Komponisten und Pianisten Hans Kann am Klavier begleitet;
Off-Kommentator: Nestroys Darstellungskunst wurde nicht nur gelobt; Kritiker sahen in ihr eine „Störung des behaglichen Wienertums" und in Nestroy einen Verantwortlichen für die mit dem metternichschen Polizeisystem einhergehenden Missstände; historische Bilder von Wiener Straßensujets sowie von der im Entstehen begriffenen Industrie; Gemälde der Kaiserfamilie; Off: im Zuge der Erhöhung der Verzehrsteuer kam es im Mai 1830 zu Aufständen; Bilder, die das Elend der Fabrikarbeiter zeigen; bürgerliches Sujet, ein wohlhabendes Paar liegt im Gras, während ein Mann um etwas Geld bettelt; Klaviermusik; Off: 1834 entsteht „Die Familien Zwirn, Knieriem und Leim", die Fortsetzung zu Lumpazi Vagabundus; Bilder von Handwerksberufen zur Illustration; Zeichnung des Schusters Knieriem; der Off-Kommentator zitiert den Schuster: „Es wird bald eine Stunde schlagen, wo es keine Fräuleins und keine Schuster mehr gibt. Der Unterschied der Stände hat aufgehört. Herrschaft, Bedienter, gnädiger Herr, Bettelmann, Fräulein und Schuster - das ist jetzt alles eine Kategorie" (17.18,23); Nestroy verabschiedete sich mit diesem Theaterstück endgültig von der Zaubermaschinerie; die „realistische Groteskkomik" Johann Nestroys verdrängte das harmonische Volksstück; verschiedene Bilder der unterschiedlichen Stände; das Volksstück solle - so die Gegner Nestroys - eine positive Stimmung evozieren; Bilder von TheaterbesucherInnen; Nestroy verwehrte sich einer Verherrlichung der Gemütlichkeit; die Premiere seines Stücks „Eine Wohnung ist zu vermieten" im Jahr 1837 war ein großer Skandal; das Bürgertum fühlte sich provoziert und diskreditiert; Bilder, die das Wiener Bürgertum zeigen;
Karl Paryla liest verschiedene Zitate von Johann Nestroy (21.20,21);
Porträt von Moritz Saphir, einem Gegner Nestroys; Off: Saphir führte den „Kampf um das gute Volksstück" und trat daher für die „gute Reaktion" und damit gegen Heinrich Heine, Franz Grillparzer, Friedrich Kaiser, Eduard Bauernfeld und Johann Nestroy - „literarische Exponenten der antifeudalen Oppositionsbewegung" - ein; historisches Bildmaterial zur Illustration; Gemälde von Franz I.; darauffolgend ein Bild von dessen Begräbnis; Gemälde des neuen Regenten, Ferdinand I.; Off: Ferdinand I. trat 1835 seine Regentschaft an; die eigentliche Regierungsgewalt fiel jedoch vielmehr dem Regentschaftsrat zu, an dessen Spitze Fürst Metternich stand; seine Reformunwilligkeit führte zu immer größerem Unmut und gesteigerter Unzufriedenheit in der Bevölkerung; mit der Erhöhung der Verzehrsteuer hatte die Teuerung einen Höhepunkt erreicht; es waren Existenzangst und Unbehagen, welche die TheaterbesucherInnen der Vorstädte einten; Johann Nestroys Witz trug zunehmend widerständisches Potential in sich; die Hälfte von Nestroys Werken ist in dieser Zeit entstanden; Porträt von Johann Nestroy;
Aufnahmen eines Theaterzettels zur Posse „Der Talisman" (Dezember 1840); Klaviermusik; Karl Paryla gibt ein Couplet aus Nestroys „Talisman" zum Besten; dabei wird er von Hans Kann am Klavier begleitet (26.58,18);
Off: in Nestroys Posse erhält der Barbiergeselle Titus Feuerfuchs schließlich einen Talisman in Gestalt einer schwarzgelockten Perücke; durch Betrug und Täuschung gelingt Titus der gesellschaftliche Aufstieg; der Kommentator zitiert aus Johann Nestroys Nachlass: „Täuschung ist die feine aber starke Kette, die durch alle Glieder der Gesellschaft sich zieht. Betrügen oder Betrogenwerden - das ist die Wahrheit und wer glaubt es gibt ein Drittes, betrügt sich selbst."; historisches Bildmaterial zur Illustration, das unter anderem eine Szene aus „Der Talisman" zeigt; Off: Titus Feuerfuchs wurde zur Identifikationsvorlage für das Theaterpublikum, das sich ebenso von Verelendung bedroht sah und fürchtete seine soziale Stellung einzubüßen;
Theaterzettel von „Einen Jux will er sich machen"; Karl Paryla liest aus letztgenannter Posse (31.20,06);
Off: das Stücke führte zur Kontroverse zwischen den Vertretern der neuen Volksdramatik und dem Kritiker Moritz Saphir sowie der liberalen Presse; Bildnis Moritz Saphirs, der Nestroy als den „genialsten Verderber des Geschmacks" bezeichnete; auch das Theaterpublikum war gespalten, entlarvte Nestroy doch die Werte des Kleinbürgertums als Illusion; Orchestermusik; Theaterzettel von „Der Zerrissene"; Off: in dieser Posse zweifelt der Großkapitalist Herr von Lips an seinen Lebensprinzipien; Bilder einer Theaterkritik; Off: Nestroy kritisiert hier auch seine eigene Klasse, das Bürgertum, wenn auch in milderem Ton; historisches Bildmaterial (Gemälde, Zeichnungen) zur Illustration;
Ende des 1. Teils;
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