Vorspann: Collagierte Montage von Filmstills/Fotografien der „Gymnaestrada" 1965, kontrastreiche Schwarzweißporträts einzelner Sportler und graphisch gestalteter Textelemente (Credits), (00.03,10)

Szenenspiel/Inszenierung; zwei Kinder fahren mit hölzernen Tretrollern ein Trottoir entlang; desolate Hausfassaden; die mit den Tretrollern fahrenden Kinder stoßen beinahe mit zwei Frauen zusammen; Kinder spielen am Trottoir das Hüpfspiel „Himmel und Hölle"; es herrschen beengte Platzverhältnisse; in einem desolaten Hinterhof spielt eine Gruppe von Kindern Fußball; der Ball trifft auf eine Fensterscheibe; die Fensterscheibe geht zu Bruch; Nahaufnahme eines Buben der sich erschrocken umdreht; die Kinder laufen weg; Off-Kommentar: Die Gehsteige und Hinterhöfe der Stadt sind eng und bieten wenig Platz zum Spielen; die Bauherren früherer Zeiten dachten nicht an die Kinder, sondern lediglich an die maximale Ausnützung der vorhandenen Grundfläche (00.40,01)

Sommerliche Badeszenen; Kinder spielen und plantschen an einem Naturbadestrand; Aufnahmen von Kinderfreibädern; Kinder plantschen in den Kinderbecken; Off-Kommentar: Da in der Stadt kein Platz zum Spielen war, ging die Jugend an den Stadtrand; hier gab es Licht und Wasser; doch bereits in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ging die Stadt daran, Kinderfreibäder und Kinderspielplätze innerhalb der Stadt zu errichten (01.08,10)

Kameraschwenk über den Gefechtsturm im Arenbergpark bis zu dessen Sockelzone; neben dem Gefechtsturm spielen Kinder in einer Sandkiste; Kinder beim Murmelwerfen; Kinder/Jugendliche spielen Fußball in einem Spielkäfig; Aufnahmen von Kindern, die auf einem Spielplatz in der Nähe einer Wohnhausanlage spielen; Off-Kommentar: Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten von der Stadt erneut Spielplätze errichtet werden; die Sandkiste sei ein wichtiges Element auf Spielplätzen; die Sandkiste alleine sei jedoch zu wenig; Kinder brauchen verschiedene Möglichkeiten, um ihren Körper im Spiel zu erproben; hierdurch gewinnen sie an Selbstvertrauen (01.31,01)

Eine Gruppe von Kindern läuft über eine grüne Wiese in Richtung eines Schulgebäudes; Innenraumaufnahmen einer Turnhalle; Turnunterricht an Turngeräten; Kameraschwenk über ein Schulgebäude; Innenraumaufnahmen einer Turnhalle während des Turnunterrichts; Off-Kommentar: Nicht nur die Spielplätze, sondern auch die Schulbauten haben sich seit damals verändert; die Turnhallen seien nicht mehr die muffig-dunklen Orte von einst; innerhalb der Schulausbildung sei auch das Erlernen der richtigen Bewegung ein wichtiges Unterrichtsfach; die Kinder lernen im Turnunterricht, dass sie viel mehr Dinge meistern können, als sie es sich anfangs zugetraut hätten (02.20,03)

Aufnahmen vom Publikum auf der Zuschauertribüne des Prater Stadions; im Stadion findet ein Fußballmatch statt; das Publikum verfolgt das Match; die verzerrte Mimik mancher Zuschauer zeigt deren emotionale Erregung; Off-Kommentar: Auch als Zuschauer könne Sport Freude bereiten; im Gegensatz zum Sportler vollbringe der Zuschauer jedoch nur mimische Leistungen (02.48,13)

Aufnahmen aus dem Laaerberg- und dem Theresienbad; Off-Kommentar: „Unsere Freiheit erleben wir nicht als Zuschauer, der unwillkürlich der Massenreaktion folgt, sondern in selbst gewählter Entspannung"; diese Entspannung könne man beispielsweise in einem der neuen städtischen Schwimmbäder erlangen (03.09,13)

Zoom Out von der vollbesetzten Zuschauertribüne des Praterstadions; Fußballmatch; Kameraschwenk über das Stadion während des Fußballspiels; zwei Männer im Fußballdress tragen einen dritten auf ihren Schultern; Off-Kommentar: „Was wollen wir? Gebannt die 22 auf dem grünen Rasen anstarren? Uns mit dem Sportidol identifizieren, mit dem Helden des Augenblicks? Wollen wir nur einen Sieger umjubeln?" (03.56,20)

Nahaufnahme; eine Fahne weht im Wind; Aufdruck der Fahne: „4. Gymnaestrada/Wien/20. - 24.7.1965"; Fahnen vor der Wiener Stadthalle, dem Wiener Riesenrad und dem Donauturm sowie auf einer Tribüne des Praterstadions; Aufnahmen vom Einzug norwegischer Sportlerinnen im Praterstadion; verschiedene Sportlergruppen (Männer und Frauen verschiedener Länder) bei unterschiedlichen Turnsportarten im Stadion (Synchron- und Bodenturnen, Pauschenpferd, Gymnastikball, Trampolin, Kasten, etc.); Off-Kommentar: Bei der alle vier Jahre stattfindenden „Gymnaestrada" gibt es keine Kämpfe um den ersten Platz; hier gehe es um den Sport nur um des Sportes willen; dennoch kamen 15.000 aktive Sportler aus 41 Ländern nach Wien, um an der „Gymnaestrada" teilzunehmen; im Gegensatz zum Zuschauer bilden die Sportler keine gesichtslose Masse; die Disziplin der Sportler habe nichts mit Drill zu tun, sondern sei freiwillig erlerntes Können, das hier zu einer Symphonie der Bewegung werde (04.16,22)

Turnen in der Halle des Donauparks; im Hintergrund eine Tribüne; Turner aus verschiedenen Ländern zeigen in der Halle ihr Können in unterschiedlichen Disziplinen (Bodenturnen, Rhönrad, Schwebebalken, Reck, Trampolin, Reifen, Figur-Akrobatik, etc.); Off-Kommentar: „Mannschaftsübungen, Gruppenvorführungen, Einzelübungen. Demonstration der Leistung, die nicht den Sieg will, nicht verkrampft ist, sondern harmonisch gelöst. Das ist dem menschlichen Körper möglich. Virtuosität ohne Entartung. Den Spitzensportler versteht und würdigt nur der richtig, der es selbst versucht hat." (06.09,24)

weniger anzeigen

Kinderfreibad der Stadt Wien, Margaretengürtel, 1050 Wien (01.25,09)

Kinderfreibad der Stadt Wien (nicht identifiziert), (01.27,03)

Flakturm, Arenbergpark, 1030 Wien (01.31,01)

Gemeindebau (nicht identifiziert), (02.14,08)

Schule der Stadt Wien (nicht identifiziert), (02.20,03)

Praterstadion, Meiereistraße, 1020 Wien (02.48,13/03.56,20/04.29,05)

Laaerbergbad, Ludwig-von-Höhnel-Gasse, 1100 Wien (03.09,13)

Theresienbad, Hufelandgasse, 1120 Wien (03.43,18)

Wiener Stadthalle, Vogelweidplatz, 1150 Wien (04.20,18)

Wiener Riesenrad, Riesenradplatz, 1020 Wien (04.24,02)

Donauturm, Donauturmstraße, 1220 Wien (04.26,18)

Donauparkhalle, Donaupark, 1220 Wien (06.10,01)

weniger anzeigen

Die im Film dokumentierte Sportveranstaltung der „Gymnaestrada" bildet den Anlass, um das Thema Sport und die in diesem Zusammenhang von der Stadt Wien zur Verfügung gestellten Freizeiteinrichtungen zu bewerben. Der Mensch, so legt der Kommentar nahe, müsse selbst Sport betreiben. Er solle sich nicht mit der Rolle des passiven Zuschauers begnügen.

Im Gegensatz zum kompetitiven Profisport zielt das im Film propagierte Sportverständnis darauf ab, die körperliche Ertüchtigung als ein die physischen Eigenkompetenzen stärkendes und der geistigen Erholung dienliches Mittel anzusehen. Als illustratives Beispiel bediente man sich des sportlichen Großereignisses der „Gymnaestrada", die im Jahr 1965 in Wien abgehalten wurde. Diese sei ein Sportfest der Massen, ohne Leistungsdruck und Wettbewerbsgedanken. Der über den Film transportierte Zugang zum Sport steht dabei in einem Naheverhältnis zu den Konzeptionen des sozialistischen Arbeitersports der Zwischenkriegszeit. Der Arbeitersport begriff sich als Opposition zu einem als bürgerlich konzipierten, insbesondere auf Höchstleistungen, Wettkampf und kommerzialisierten Profisport basierenden Sportverständniss.

Literatur:

Wolfgang Marderthaner, Sport für das Volk, in: Helene Maimann (Hg.), Die ersten 100 Jahre. Österreichische Sozialdemokratie 1888-1988. Wien 1988, S. 174-177.

weniger anzeigen