Insert/Titelblatt/Credits: „Karl Kraus. Aus eigenen Schriften"; „Eigentum der Wiener Stadtbibliothek ihrem Karl Kraus-Archiv gespendet von Familie Jaray" (00.00,00)

Insert: „ZUM EWIGEN FRIEDEN (‚Die Fackel' 474-483, Mai 1918)"; amerikanische Einstellung; Kraus rezitiert stehend aus einem Heft; teils gestikuliert Kraus mit seinem rechten Arm; dunkler Hintergrund; er trägt einen dunklen Anzug (00.26,02);

Trickblende; Insert: „DIE RABEN (‚Die letzten Tage der Menschheit', 1919); halbnahe/amerikanische Einstellung; Kraus rezitiert sitzend an einem Tisch aus einem Buch; auf dem Tisch liegen weitere aufgeschlagene Bücher/Hefte; dunkler Hintergrund; dunkler Anzug; dunkler Tisch; dunkler Bucheinband; schlechte Tonqualität; Kraus gestikuliert mit beiden Armen/Händen (04.17,20)

Trickblende/Insert: „REKLAMEFAHRTEN ZUR HÖLLE (‚Die Fackel', 575-582, November 1921)"; halbnahe/amerikanische Einstellung; Kraus rezitiert - an einem Tisch sitzend - von einem Blatt Papier (vermutlich Text aus der Fackel; beigefügt ist die Annonce der Baseler Zeitung zu den „Schlachtfelder Rundfahrten im Auto!"); auf dem Tisch liegen aufgeschlagene Bücher/Hefte; dunkler Hintergrund; dunkler Anzug; dunkler Tisch; seine linke Hand hält das Blatt; seine rechte Hand ruht zu Beginn noch auf dem Tisch; später gestikuliert er mit seiner rechten Hand; Schnitt; halbnahe Aufnahme von Kraus; Schnitt; leicht veränderte Kameraposition bei wiederum halbnaher Einstellungsgröße; Kraus wendet das Blatt und liest weiter; Schwarzblende; geänderte Sitzposition; Kraus liest weiter (06.40,21)

Trickblende; Insert: „WEG DAMIT! (‚Die Fackel' 743-750, Dezember 1926)"; nahe/halbnahe Einstellung von Kraus; dunkler Anzug; dunkler Hintergrund; sein Manuskript liegt außerhalb der Kadrierung; Kraus gestikuliert teilweise mit seiner rechten Hand (15.47,20)

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Der Film „Karl Kraus. Aus eigenen Schriften" wurde während eines Prag Aufenthalts am 18. März 1934 hergestellt. Der Anlass für die von Karl Jaray finanzierte Produktion war die anstehende Feier zu Kraus' 60. Geburtstag. Der österreichische Regisseur Albrecht Viktor Blum übernahm die Aufnahmeleitung dieses von der Prag-Paris Filmgesellschaft produzierten Films. Die Uraufführung fand am 29. April 1934 während der Feierlichkeiten zu Kraus' Geburtstag im Wiener Schwedenkino (Taborstraße 1, 1020 Wien) statt. (Vgl. Stocker, S. 208; Kraus, S. 597, 703)

Brigitte Stocker schreibt in ihrer 2013 erschienenen Monographie "Rhetorik eines Protagonisten gegen die Zeit. Karl Kraus als Redner in den Vorlesungen 1919 bis 1932" über denselben: „Für Kraus hatte das gesprochene Wort eine weitaus stärkere Wirkungsweise als das geschriebene. Der flüchtig gesprochene Text galt ihm durch die Elemente des Vortrags als in höherem Maße fixiert als der gedruckte. Der Text kann sich dabei im Vortrag direkt beweisen [...]. Im Spätwerk von Kraus erhält die Schallplattenaufnahme eine immer größer werdende Bedeutung. Die vorhandenen Tondokumente werden heute zunehmend als befremdlich empfunden. Kraus' Deklamationsstil entsprach aber schon damals nicht dem neuesten Stand der Bühnensprache, sondern offenbart, dass die Vorbilder des Vortragenden im 19. Jahrhundert liegen. Mit dem Wort von der ‚geschriebenen Schauspielkunst' für das eigene Werk hat Kraus selbst auf die Vielstimmigkeit und die daraus resultierende Performativität seiner Texte hingewiesen. Die Funktion des satirischen Ichs, das im Sinne der Selbstinszenierung facettenreich ausgestaltet wird, umfasst das Dirigieren der Figurenrede, als die die im Text verwobenen Zitate aufzufassen sind. Es wurde darauf hingewiesen, dass auch optische Eindrücke, wie etwa das ‚österreichische Antlitz' in der ‚Fackel' eine große Rolle spielen. Kraus, der keineswegs nur akustische Zitate in seinen Texten verarbeitet hat, stand allerdings den damals neuen Medien Fotografie und Film wie auch dem Radio ambivalent gegenüber. Das bedeutet, dass sie im Zusammenhang mit der Problematisierung des technischen Fortschritts Kritik erfahren, aber auch von ihm benutzt werden. Der von Albrecht Viktor Blum angefertigte Tonfilm über Kraus, der sich einer Rhetorik der Bilder zugunsten des dargestellten Sprachkunstwerks zu enthalten versucht, bleibt in seinem qualitativen Unterschied zur übrigen Arbeit des Regisseurs einigermaßen rätselhaft." (Stocker, S. 244)

Literatur:

Karl Kraus, Briefe an Sidonie Nadherny von Borutin: 1913-1936 (Bd.1). Göttingen 2005.

Brigitte Stocker, Rhetorik eines Protagonisten gegen die Zeit. Karl Kraus als Redner in den Vorlesungen 1919 bis 1932. Wien/Berlin 2013.

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