Halbnahe Einstellung; leichte Aufsicht auf Conrads; Conrads sitzt etwas nach vorne gebeugt in einem Sessel; vor ihm befindet sich ein Tisch; Conrads spricht direkt in die Kamera und gibt dem Zuschauer kund, dass er sich hier im Zentralkinderheim der Stadt Wien befindet; Conrads wendet sich nach links; leichter Kameraschwenk nach links; durch den Kameraschwenk wird ersichtlich, dass neben Conrads eine Frau sitzt; Conrads stellt sie als Direktorin des Zentralkinderheims vor; es beginnt ein Gespräch zwischen Conrads und der Direktorin; Conrads: „Möchten's mir a bisserl was sagen über Sinn und Zweck des Zentralkinderheims?"; Direktorin: „Wir haben bei uns im Haus 570 Kinder und zwar sind es Mündel der Stadt Wien. Das heißt, dass die Kinder keine Familie haben, wo sie aufwachsen können. Es sind viele außereheliche Kinder, es sind viele Kinder aus gestörten Familien. Das heißt, dass wir oft ganze Geschwisterreihen bei uns haben"; L-Schitt auf einen Mann in weißem Kittel; er sitzt ebenso wie Conrads und die Direktorin in einem Sessel; Schnitt zurück auf Conrads und die Direktorin; das Gespräch wird weitergeführt; Conrads: „Frau Direktor, gestatten Sie, dass ich unterbreche? Also sie kommen von da in Pflege. Das ist eigentlich das schönste Anliegen des Zentralkinderheimes"; Direktorin: „Ja. Ja, es ist so, dass trotz aller Bemühungen, das schönste Heim doch nicht die Familie ersetzen kann" (00.00,00)

Schnitt auf den Mann im weißen Kittel; Conrads wendet sich nun an ihn; kleiner Kameraschwenk nach links; Conrads und der Mann beginnen ein Gespräch; Conrads: „Herr Primarius, Sie betreuen mit einem Ärzteteam das Zentralkinderheim"; Primarius: „Ja, wir haben drei Hausärzte und eine Reihe von Konsiliarfachärzten"; Conrads: „Ja, werden die Entbindungen hier im Haus auch durchgeführt ?"; Primarius: „Nein, werden nicht durchgeführt. Nein, die Kinder kommen nach der Neugeburtsperiode zu uns und bleiben dann verschieden lang bei uns"; Conrads: „Ja, (...) Fachärzte haben Sie da?"; Primarius: „Fachärzte haben wir hier. Unter anderem auch eine Logopädin und eine Psychologin, die unsere Kinder testet. Dass wir ein bisschen Ahnung bekommen, wie die Kinder in die einzelnen Familien passen, wenn sie auf Pflegeplätze kommen, oder zur Adoption kommen"; (00.43,16)

Leichter Kameraschwenk nach links; Conrads richtet sich direkt an die Kamera; Conrads ist nun wieder allein im Filmbild (lediglich der Arm des Primarius ist noch zu sehen); Conrads: „Aja, Pflegeplätze, sehen Sie, das war es, worauf ich noch kommen möchte. Aber vorher will ich Ihnen noch ein paar Prachtexemplare von meinen Madeln und Buam hier im Zentralkinderheim zeigen" (01.16,23)

L-Schnitt; Conrads Stimme wechselt in den Off-Kommentar; es folgt die Einspielung der Melodien von „Hänschen klein" und „Ein Männlein steht im Walde"; die Einstellungen zeigen mehrere Kleinkinder des Zentralkinderheims: ein Kind wird von einer Pflegeschwester gekämmt; ein Kind liegt in einem Gitterbett und isst eine Biskotte; ein anderes Kind spielt mit Bällen; ein Kind sitzt auf dem Topf; andere Kinder spielen an einem Tisch; ein Kind säubert mit einem Miniaturbesen den Boden; wiederum andere Kinder spielen mit Seifenblasen (01.24,01)

L-Schnitt zurück auf Conrads; Conrads: „Na, waren das nicht Prachtexemplare? Sehen Sie, und jetzt komm' ich wieder auf den guten Gedanken zu sprechen, den ich Ihnen heute mitgeben möchte: Vielleicht überlegen Sie sich nach dem Kino, ob Sie sich so ein (...) in Pflege nehmen würden. Wär' doch schön! Und wenn Sie zu diesem Entschluss heute kommen, so war vielleicht der heutige Kinobesuch der schönste in Ihrem ganzen Leben. Und jetzt wünsch ich Ihnen für den Film noch recht, recht viel Vergnügen"; Schwarzblende (01.50,13)

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Das Zentralkinderheim in der Bastiengasse wurde zwischen 1908 und 1910 nach Plänen des Architekten Max Haupt als Niederösterreichisches Zentralkinderheim erbaut. Durch das Bundesverfassungsgesetz von 1920 kam es zu einer Trennung der Bundesländer Wien und Niederösterreich. Durch die Trennung fiel im Jahr 1921/22 das Niederösterreichische Zentralkinderheim dem Bundesland Wien zu. Laut Verwaltungsbericht des Reichgaues Wien begann man 1939 mit dem Aus- und Umbau des Gebäudes. Das adaptierte Gebäude wurde 1940 bezogen. Im Jahr 1986 wurde das Zentralkinderheim in Charlotte-Bühler-Heim umbenannt. Im Zuge der Heimreform wurde das Heim 1998 zur Wohngemeinschaft umstrukturiert. Die Wohngemeinschaft wurde im Jahr 2000 geschlossen.

Bei den beiden im Film zu sehenden Personen handelt es sich vermutlich um die Heimdirektorin Mela Hoffman-Zajicek sowie um den Primarius Olaf Jürgensen. Hoffman-Zajicek und Jürgensen wurden am 1.12.1956 durch Vizebürgermeister Weinberger und Stadtrat Riemer in ihr Amt berufen. (Vgl. Rathauskorrespondenz, am 1.12.1956)

Aus einem Bericht der MA 7 über den „Einsatz von Auftragsfilmen der Stadt Wien" ist zu entnehmen, dass die Kurzfilmserie 1963 in 40 der größten Wiener Kinos im Beiprogramm eingesetzt wurde. Darüber hinaus fand die Serie seit November 1963 ihren nichtkommerziellen Einsatz in Tagesheimen und SPÖ-Organisationen. Für das Jahr 1964 wurde eine TV-Ausstrahlung angepeilt.

Literatur/Quellen:

Verwaltungsbericht. Die Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien vom 1. April 1940 bis 31. März 1945, hrsg. vom Magistrat der Stadt Wien, Abteilung Statistik, S. 144-146.

Reinhard Sieder/Andera Smioski (u.a.), Gewalt gegen Kinder in Erziehungsheimen der Stadt Wien. Wien 2012; online unter: http://www.heimkinder-oesterreich.at/END_ENDBERICHT%20HEIME.pdf (27.8.2013).

Wiener Rathauskorrespondenz, am 1.12.1956; online unter: http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1956/dezember.html (12.11.2013).

WStLA, M.Abt. 350; A15-99.

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