Insert/Titelblatt: „Bürgermeister Dr. Ing. Hermann Neubacher spricht zur Schuljugend Wiens" (0.00)

Halbtotale; im Vordergrund sieht man im verdunkelten Kinosaal die Schüler; Neubacher steht neben einem Rednerpult auf dem vorgelagerten Podest vor der Kinoleinwand; die Vorhänge der Leinwand sind zugezogen; ein Hakenkreuzemblem wurde am Rednerpult befestig; zwei große Hakenkreuzfahnen befinden sich vor dem Vorhang; Neubacher streckt die rechte Hand zum „Deutschen Gruß"; das Publikum der Schüler applaudiert (0.05)

Schnitt; lateral amerikanische Einstellung auf Neubacher; Neubacher steht am Rednerpult und spricht zur Schuljugend; diese 'Haupteinstellung' wird im folgenden immer wieder durch Einstellungen des Auditoriums (Halbtotale, Nahaufnahmen) sowie halbtotalen Einstellungen von Neubacher dynamisch aufgelockert; Inhalt der Rede Neubachers: Sparen sei wichtig; es gehe ihm jedoch nicht um die individuellen Vorteile, die der Einzelne durch das Sparen erlangen könne - diese seien ohnehin bekannt -, sondern um die positiven Effekte des Sparens für die „Allgemeinheit". Das angesparte Kapital komme dem „Volk" zugute, da mit der Kapitalbildung das Kreditwesen und der staatliche Anleihenmarkt ins Laufen gebracht werden, wodurch wirtschaftliche Vorhaben, infrastrukturelle Projekte und die „Wehrhaftigkeit" der „Nation" vorangetrieben werden können. In diesem Zusammenhang seien auch die kleinen Beträge, die Kinder sparen können, von größter Bedeutung. Um das Sparen der Kinder zu unterstützen und zu fördern gäbe es die Möglichkeit des „Schulsparens": hier können Kinder bei ihren Lehrern um kleine Beträge Sparmarken erwerben. Diese müssen auf eine Karte aufgeklebt werden. Ist diese Karte voll, kann man sie zur Bank bringen und bekommt den auf diese Weise angesparten Betrag auf ein Sparkonto gutgeschrieben; der Schluss von Neubachers Rede lautet: „Glaubt mir liebe Kinder: alles, was die öffentliche Hand im großen Dritten Reiche Adolf Hitlers veranstaltet, hat seinen tiefen Sinn. Und ihr sollt, wenn ihr nun kleine Sparer sein werdet, nicht nur daran denken, dass es für euch selbst gut ist, ein Sparguthaben zu besitzen, sondern ihr sollt nach dem obersten Grundsatz des Nationalsozialismus dabei auch daran denken, dass ihr eine wertvolle Aufbauarbeit für Volk und Reich leistet, wenn ihr von dieser Aktion des Schulsparens einen recht ausgiebigen Gebrauch macht"; Applaus; Neubacher geht von der Bühne; der Vorhang senkt sich (4.52)

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Der Wiener Stadtschulrat organisierte ab Mai 1938 eine Reihe von Schülervorstellungen, die das sogenannte „Schulsparen" bewerben sollten. Die erste dieser Filmvorstellungen für Wiener Schüler fand am 6. Mai 1939 im Apollo-Kino statt. Zu diesem Anlass hielt auch Bürgermeister Hermann Neubacher eine Ansprache an das versammelte Kinopublikum, das ca. 1.300 Schulkinder umfasste. (Vgl. Wiener Rathauskorrespondenz, am 6.5.1939 bzw. Das kleine Blatt, am 7.5.1939)

Unterschiedliche Sparaktionen wie das HJ-Sparen der Hitlerjugend, die Sparkarten für den KdF-Wagen, das „Eiserne Sparen" oder eben auch die „Schulsparaktionen" dienten der Kaufkraftabschöpfung und der Finanzierung des nationalsozialistischen Arbeitsbeschaffungs- und Aufrüstprogramms. Die Sparkassen wurden auf diese Weise - wie etwa im Falle des „Schulsparens" - in den Dienst des NS-Regimes gestellt. Um Zinsen an die Sparer zahlen zu können, zeichneten die Sparkassen überwiegend in Staatsanleihen des „Deutschen Reiches".

Die „Arbeitsschlacht" stand in enger Verbindung zum Aufrüstungsprogramm, da die meisten Arbeitsplätze direkt oder indirekt im Bereich der militärischen Aufrüstung zustande kamen: Rüstungsindustrie (bspw. Wiener Neustädter Flugzeugwerke), Infrastruktureinrichtungen wie Kasernen und Flugplätze, Wasserstraßen (etwa in Form von Hafenanlagen), Elektrizitätswerke.

Quellen:

Das kleine Blatt, am 7.5.1939, S. 9.

Wiener Rathauskorrespondenz, am 6.5.1939.

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