Aufnahmen einer (Halb)Fertigteilwohnhausanlage in verschiedenen Bauphasen (0.01); vor einem (weitgehend) fertig gestellten Gebäude befinden sich drei Fahnenmasten auf denen die österreichische Fahne, die französische Fahne sowie die Fahne der Gemeinde Wien gehisst wurden (0.10); mithilfe eines Baukrans werden Decken- und Wandelemente aus Beton zu einer Baustelle transportiert (0.13); ein Bauarbeiter hängt eines der Fertigteilelemente an den Kranhaken (0.37); das Deckenelement wird vom Kran hochgehoben und in Position gebracht; Bauarbeiter stehen auf dem Gebäude, sie drehen das schwebende Element in Stellung und passen es in die bereits errichtete Gebäudestruktur ein (0.42); von erhöhter Position filmt die Kamera Festgäste vor dem Gebäude; eine Deckenelement wird vor den Augen der Gäste emporgehoben; unter den Festgästen befindet sich Bürgermeister Jonas sowie die Stadträte Heller und Slavik; in einer Art Festakt wir das Fertigteilelement eingepasst (1.23)

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Die Filmaufnahmen stammen vermutlich aus dem Jahr 1962. Im Frühjahr wurde die „Montagebau Wien" feierlich eröffnet; im Sommer selbigen Jahres wurden die ersten Wohneinheiten fertig gestellt.

Der Wiener Gemeinderat beschloss im Jahr 1961 ein städtebauliches Grundkonzept, welches auf den Ideen des Architekten Roland Rainer (seit 1958 Wiener Stadtplaner) fußte. Ziel des Konzeptes war eine Auflockerung der Stadt bzw. ein gewisser Ausgleich der Besiedlung zwischen den dicht bebauten Innenstadtgebieten und den weniger dicht verbauten Außenbezirken im Osten und Süden der Stadt. Die Stadterweiterung der 1960er Jahre brachte einen Zuwachs von über 100.000 Wohnungen, wobei etwa die Hälfte der Neubauten innerhalb der klassischen Stadterweiterungsgebiete Favoriten, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing entstand. Die bevorzugte Bauweise der 1960er Jahre bildete dabei das Montagebau-Verfahren. Dieses stellte eine Industrialisierung des Wohnbaues dar, wobei durch Rationalisierung der Arbeitsschritte und Großserienproduktion die Errichtungskosten gesenkt werden sollten. Zu diesem Zweck wurde 1961 in Kagran die „Montagebau Wien GesmbH" gegründet, welche die Bauelemente für die in der Erzherzog Karl-Straße geplante Großsiedlung bereitstellte. Die „Montagebau Wien" produzierte ihre Bauteile mithilfe des in Frankreich entwickelten Camus-Verfahren (benannt nach dem französischen Ingenieur Raymond Camus). Die in der Fabrik vorgefertigten Bauteile wurden anschließend mithilfe von Spezialfahrzeugen an die nahegelegene Baustelle transportiert, wo sie von Baukränen an ihren Bestimmungsort gehievt wurden. Am 3. Mai 1962 wurde von der „Montagebau Wien" das erste Fertigteilelement hergestellt. Bis zum Ende des Jahres 1962 sollten bereits 60 der insgesamt 5.000 geplanten Wohnungen in Kagran fertig gestellt sein.

„Die Trabanten- bzw. Schlafstädte der sechziger Jahre an den Rändern der Stadt entsprachen dem funktionalen Konzept der großräumigen Trennung der Bereiche Wohnen, Arbeiten, Bildung und Erholung. Die Gegenstücke dazu bildeten Einkaufs-, Geschäfts- und Industriezentren. Diese Art der Planung zog logischerweise ein gesteigertes Verkehrsaufkommen nach sich. [...] Schon Mitte der 1960er Jahre regte sich in Planer- bzw. Architektenkreisen zunehmende Kritik am Konzept der Schlafstadt: Anstelle der großräumigen Trennung städtischer Funktionen sollte demnach die Funktionsmischung treten." (Eigner, Wohnbau, S. 20-21) 

Literatur/Quellen:

Peter Eigner (u.a.), Sozialer Wohnbau in Wien. Eine historische Bestandsaufnahme, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 1999, hg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien 1999, S. 20-21.

Arbeiter Zeitung, am 4.5.1962, S. 7.

Wiener Rathauskorrespondenz, am 3.5.1962; online unter: http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1962/mai.html (12.2.2013).

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