Animierter Vorspann der Landesbildstelle Wien mit Titelmelodie; Rathausmann; Schwarzblende (0.00)

Verschiedene Ansichten der Siedlungshäuser; Personen während ihres Besuches in der Mustersiedlung; die Stimme aus dem Off erläutert, dass das standardisierte Fertigteilhaus allen Anforderungen der heutigen modernen Wohnkultur entspreche (0.58); insbesondere in Ländern mit Baumaterialien- und Facharbeitermangel herrsche große Nachfrage nach diesem Haustyp (1.23); die amerikanische Wirtschaftsmission regte die Idee der Produktion österreichischer Fertighäuser an (1.32); die Architekten Roland Rainer und Carl Auböck lieferten für 15 verschiedene Fertighäuser die Pläne (1.44)

Es werden verschiedene Detailangaben zu diesem Haustyp bzw. der Siedlung aufgezählt (1.50); in den folgenden Einstellungen werden die Produktion der Fertigteile sowie die Arbeiten auf der Baustelle dargestellt; die Stimme aus dem Off erläutert, dass die Fertighäuser im Unterschied zum gewöhnlichen Haus größtenteils in der Fabrik gebaut werden; in der Fabrik können die einzelnen Bauteile rationell und unabhängig vom Wetter in Serie hergestellt werden (4.45)

Folgende Produktions- und Arbeitsschritte werden im Film dargestellt: die Produktion der Außenwände (3.45) und der Innenwände (4.17), der Zusammenbau des Installationsblocks (4.56), die Erdarbeiten auf der Baustelle (5.23), die Errichtung der Betonfundamente (6.00), das Aufbringung der ersten Isolationsschichten (6.33), die Verlegung der Warmluft-Bodenheizung (6.47), das Aufstellen der vorgefertigten Wandelemente (7.20), die Errichtung des Daches (8.53), das Einsetzen der Verbundfenster (10.12), das Verlegen des Parkettbodens (10.30), Installationsarbeiten (10.45) sowie der Einbau von Küche und Bad (10.50)

Die fertig gestellte Mustersiedlung wird offiziell eröffnet (11.23); die Siedlung - so der Kommentar aus dem Off - soll nicht sofort bezogen und bewohnt werden, sondern vorerst als Ausstellungs-Siedlung dem interessierten Besucher zugänglich bleiben (11.40); es folgen Innen- und Außenaufnahmen der fertig gestellten Häuser, die mit einem werbenden und erläuternden Kommentar aus dem Off unterlegt werden: der helle Wohnraum mit Essplatz (1.52), die modern ausgestattete Küche (12.12), die Heizanlage (12.50).

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Durch den Zweiten Weltkrieges wurde ein großer Teil der wohnbaulichen Infrastruktur der Stadt Wien beschädigt und zerstört. Die Behebung des Wohnraummangels stellte sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit als kompliziert dar, da es insbesondere an Baumaterialien, Maschinen, Facharbeiterkräften und geeigneten Transportmitteln fehlte. Die Überwindung dieser Problematik gelang erst im Laufe der 1950er Jahre, in denen durchschnittlich 5.000 Wohnungen im Jahr errichtet werden konnten. Erst im Jahr 1958 galt die gröbste Wohnungsnot als überwunden. (vgl. Csendes, Wien, S. 585-586)

Hinsichtlich der wohnbaulichen Aktivitäten erwies sich das Einsetzten der Konjunktur seit 1954 sowie die 1955 wiedererlangte politische Unabhängigkeit als begünstigend. Das „fordistische Akkumulationsregime" - basierend auf Massenproduktion und Massenkonsum - sowie die (wohlfahrsts)staatlichen Regulierungen konnten sich nun vollends durchsetzten. Es folgte eine etwa zwei Jahrzehnte andauernde Aufschwungsphase, die u.a. eine Steigerung der Einkommens- und Konsumstandards implizierte. (vgl. Csendes, Wien, S. 675-676)

Ein weiteres Kennzeichen des Wiens der 1950er Jahre war das Bestreben nach einem Anschluss an die „Moderne". Die Bestrebung „wieder Weltstadt" zu werden spiegelte sich dabei nicht zuletzt in den architektonischen Projekten der Zeit. Bauten, die diesen „Fortschrittswillen" manifestieren sollten, waren u.a. der Ringturm, der Süd- und Westbahnhof sowie die Stadthalle. (Vgl. Musner, Wien, S. 754)

Die Verbindung von relativem Wohnraummangel, beginnendem Wirtschaftswachstum, us-amerikanischer Vorbildwirkung und dem „Willen zur Moderne" wird auch die Musterhaussiedlung Veitingergasse mitgeprägt haben. So entstand diese Siedlung auf Anregung der amerikanischen Wirtschaftsmission unter fachlicher Mitarbeit amerikanischer Spezialisten in Zusammenarbeit mit den österreichischen Architekten Roland Rainer und Carl Auböck sowie dem Österreichischen Produktivitätszentrum (ÖPZ). Der Baugrund für dieses Vorhaben wurde von der Gemeinde Wien zur Verfügung gestellt. Um die unterschiedlichen Möglichkeiten der Grundrissbildung, der baulichen Konstruktion, der äußeren und inneren Gestaltung bzw. der Einrichtung einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen zu können, wurden insgesamt 15 unterschiedliche Fertighäuser geplant und aufgestellt.

„Die Siedlung Veitingergasse wurde vom Österreichischen Produktivitätszentrum mit Unterstützung der österreichischen Bundesregierung, der Gemeinde Wien und der Amerikanischen Wirtschaftsmission zwischen 1952 und 1954 erbaut, um in Österreich die Produktion billiger Serienhäuser aus Fertigteilen einzuleiten. [...] Das Österreichische Produktionszentrum übernahm die eigentliche Bauträgerrolle, von dort stammte die Idee, und diese Organisation übernahm die gesamte Organisation und Bauleitung. Die Stadt Wien wies durch Bestellung des Bodens im Baurecht und dessen Erschließung einen wichtigen Weg: die Trennung des Eigentums von Boden und Bauwerk. Der Baugrund und seiner Erschließung erfolgten gemeinschaftlich [sic!]. Das Haus im Einzeleigentum bildete die rechtliche Grundlage für die Entstehung der Siedlung. [...] Die amerikanische Hilfe bestand vor allem im technischen Know-how, das die USA zur Verfügung stellte: Der vom amerikanischen Baumeisterverband in den Vereinigten Staaten 1952 organisierten Bauausschuß hatte zum Ziel, die Erfahrungen der erfolgreichsten Bauunternehmungen untereinander auszutauschen. Dadurch konnten den Kunden bessere Häuser um weniger Geld geboten werden. Diese Ergebnisse standen der österreichischen Bauwirtschaft in allen Einzelheiten, Zeichnungen, Plänen und Beschreibungen zur Verfügung. Die Siedlung sollte als Anregung für österreichische Firmen mit dem Ziel dienen, österreichische Fertighäuser der ausgestellten Art nicht nur für den österreichischen Markt, sondern auch für den Export bekannt und interessant zu machen. [...] Die beiden anerkannten Fachleute Roland Rainer und Carl Auböck wurden 1952 als Architekten beauftragt, verschiedene Häuser zu entwerfen und sie auf dem Grundstück Veitingergasse 64 zu verteilen. Ihnen stand der amerikanische Fertighausfachmann M. Wittausch, der eine laufende Beratertätigkeit ausübte und in technischen und konstruktiven Fragen unterstützend mitwirkte, zur Seite. [...] Die Bedingungen für die Architekten lauteten: Vorfabrizierte Elemente mit genauen Maßvorgaben aus preisgünstigen, aber dauerhaften Materialien mit größter Variabilität und Flexibilität auf einfache und wirtschaftliche Weise zu einer ansprechenden Architektur zusammenzufügen, um eine möglichst breite Käuferschicht anzusprechen. ‚Das Haus für den Markt' sollte bei geringstem Aufwand an Material und Energie höchste Leistung für den Benutzer bedeuten." (Nagel, Siedlungsbau, S. 5-8)

Literatur:

Lutz Musner, Ist Wien anders? Zur Kulturgeschichte der Stadt nach 1945, in: Peter Csendes/Ferdinand Opll (Hg.), Wien. Geschichte einer Stadt. Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien/Köln u.a. 2006, S. 739-819.

Kathrin Nagel, Beiträge zum privaten Siedlungsbau der 50er Jahre in Wien. Diplomarbeit Universität Wien 1996.

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