Totale; Baustelle; ein jüngerer Mann (M1) trägt ein langes Eisenrohr auf seiner Schulter und geht in Richtung Kamerastandpunkt (0.00)

Schnitt; leichte Raufsicht; eine Frau (F) in Minirock kommt das Trottoire in Richtung Kamerastandpunkt entgegen; sie geht am Kamerastandpunkt vorbei; die Kamera schwenkt ihr nach; der Mann mit dem Eisenrohr (M1) kommt von links aus der Baustelleneinfahrt und betritt die Straße; er sieht der Frau nach; durch die Drehbewegung seines Oberkörpers wirft er mit seinem geschulterten Eisenrohr zwei Kübel von einem Pritschenwagen; Schnitt; der Inhalt einer der Kübel (graue Farbe) fällt auf eine Plakatwand und überschüttet einen Teil des Schriftzuges „[...] belebt die Wirtschaft" (0.05)

Schnitt; Halbtotale; Handkamera; ein Mann mit gefalteter Papiermütze (M2) kommt erregt aus der Fahrerkabine des Pritschenwagens und mokiert sich über das Missgeschick mit den Worten: „So ein Lausbub, so ein elendiger. Schau da' das an"; ein dritter Mann (M3) mit Hut und Mantel betritt das Filmbild; er betrachtet das mit Farbe angeschüttete Plakat und sagt: „Auch eine Möglichkeit den Verbrauch zu heben und die Wirtschaft zu beleben"; M2 hantiert mit Kübeln auf dem Pritschenwagen und antwortet verärgert: „Pflanzen's mich nicht"; M3: „Na, na, Ihnen hat das Fräulein vielleicht nicht gefallen?! Apropos gefallen, ich les' da grad', unsere Stadtverwaltung baut mehr, die Gemeinde Wien investiert mehr, das belebt die Wirtschaft"; M2: „Wenn ich bloß was von investieren hör'! Da weiß man nie, wo das Geld wirklich hinkommt" (0.13)

Ein vierter Mann (M4) betritt von links das Filmbild und tritt zu den beiden anderen Männern (M2, M3) heran; er bleibt zwischen den beiden Männern stehen und erwidert dem Lamento von M2: „Das merken's doch auf Schritt und Tritt. Überall wird wieder gearbeitet, gebaut." Zoom In von Halbtotale auf Nahaufnahme (0.35)

Nahaufnahme; M3: „Jo bauen tun's! Aber was machen die anderen Betriebe? Man hört viel von Schwierigkeiten" (0.40)

Nahaufnahme M4: „Das Baugewerbe ist doch die Schlüsselindustrie für viele andere Arbeitszweige. Über die Aufträge ans Baugewerbe fließen die Investitionsgelder in die Adern der ganzen Wirtschaft: Handel, Gewerbe, Industrie" (0.45)

Nahaufnahme M2: „Da haben's recht. Das heißt praktisch: Arbeit für viele" (0.56)

Nahaufnahme M3: „Die Konjunkturspritze" (0.59)

Nahaufnahme M4: „Genau. Nur vollbeschäftigte, konkurrenzfähige Betriebe garantieren sichere und gute Arbeitsplätze" (1.01)

Nahaufnahme M3: „Und woher kommt die Injektion? Ich meine das Geld" (1.08)

Nahaufnahme M4: „Steuergeld richtig ausgegeben! Das sind die rund vier Milliarden Schilling, die die Gemeinde Wien 1968 in die gesamte Wirtschaft der Hauptstadt hineinpumpt"; Schnitt; Nahaufnahme von M3; Schnitt zurück auf M4 (1.10)

Halbnahaufnahme von M2; er pumpt ein Pumpsprühgerät auf: „Wer pumpt hat mehr vom Leben"; Schnitt auf M4; M4 führt weiter aus: „Außerdem werden aus den Rücklagen der Stadt Wien zusätzlich Gelder flüssig gemacht, um ja keine Arbeitslosigkeit in Wien aufkommen zu lassen" (1.22)

Nahaufnahme M3: „Die Idee mit der Konjunkturspritze ist gar nicht übel" (1.31)

Nahaufnahme M4: „Es ist vor allem eine Belebungsspritze, die praktisch jeder Wiener Haushalt spürt" (1.33)

Die Frau mit dem Minirock kommt nun wieder die Straße entlang gegangen; die Kamera folgt ihr; Zoom auf ihr volles Einkaufsnetz bzw. ihre Beine; aus dem Off ist eine der Männerstimmen zu hören: „Auch ein Wiener Haushalt, der von der Konjunkturspritze profitiert" (1.38)

Halbtotale auf die drei zwischen Pritschenwagen und Plakatwand zusammenstehenden Männer; M4: „Und so soll's auch bleiben"; er geht nach rechts aus dem Bild; Schnitt; Rückansicht; er geht den Straßenzug entlang und bewegt sich von der Kamera weg; Überblendung; er trägt eine Ritterrüstung; die zwei Männer aus dem Off: „Schaun's!"; „der Rathausmann"; Einblendung der Credits (1.43)

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Seit der Mitte der 1960er Jahre gerieten die westlichen Industrienationen verstärkt unter den Modernisierungs- und Konkurrenzdruck international tätiger Konzerne. Dies in Kombination mit einem zusehends gesättigten Markt führte vielerorts zu einer industriellen Strukturkrise, die sich in Wien speziell am Sektor der verstaatlichten Industrie zeigte. Zahlreiche Großunternehmen verlegten ihre Produktionsstandorte ins Ausland. Drei Bereiche der Wiener Wirtschaftslandschaft galten als besonders problematisch: die unzureichende Anzahl an geeigneten Betriebsflächen, die Knappheit an Arbeitskräften und das geringe Investitionskapital. Um dem Problem des mangelnden Investitionskapitals etwas entgegensetzen zu können, wurde auf kommunalpolitischer Ebene der „Arbeitsmarktpolitische Beirat" gegründet, der durch die Vergabe von Krediten bzw. Kredithilfen Neugründungen bzw. Modernisierungen bestehender Handels- und Gewerbebetriebe vorantreiben und die Konjunktur beleben sollte. Hierzu wurde vom Wiener Gemeinderat im Jahr 1968 ein Sonderinvestitionsprogramm beschlossen. Weiters wurde in Zusammenarbeit zwischen der Wiener Finanzverwaltung und dem Hamburger Ökonomen Harald Jürgensen ein wirtschaftspolitisches Entwicklungskonzept erstellt, welches im November 1970 als „Leitlinien für die Wiener Wirtschaftspolitik" präsentiert wurde. (Vgl. Meißl, Ökonomie und Urbanität, S. 690)

Literatur: 

Gerhard Meißl, Ökonomie und Urbanität. Zur wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts, in: Peter Csendes/Ferdinand Opll (Hg.), Wien. Geschichte einer Stadt. Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien/Köln u.a. 2006, S. 651-737.

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