Innenraum; Klaviermusik; Halbnahaufnahme eines älteren Mannes mit grauem Haar und kariertem Hemd („Professor"); er steht im Raum; Schnitt; Halbtotale des Zimmers: an einem Schreibtisch sitzt eine Frau („Sekretärin") an einer Schreibmaschine, Teppichboden, Aquarium mit Fischen; ein weißer Kakadu sitzt auf einer Vogelstange; Handlung: Der Professor möchte mit der Arbeit beginnen; seine Sekretärin spannt Papier in die Schreibmaschine; sie fragt, ob sie heute ein wenig früher Schluss machen könne; er erwidert, man habe mit der Arbeit noch nicht mal begonnen; er setzt mit den Worten „[...] also dann schreiben sie..." zum Diktat an (0.00)

Titelmusik der Filmdokumenten-Reihe; Panoramaschwenk über Wien; Einblendung der Credits und des Filmtitels „Bäderstadt Wien" (0.29)

Der Professor diktiert; die Sekretärin tippt seine Worte in die Schreibmaschine: „Die Wirbeltiere können in vier Hauptgruppen eingeteilt werden. In Kriechtiere, in Vögel, in Säugetiere und in Fische"; die Kamera schwenkt bei den genannten Substantiven durch den Raum und verweilt jeweils kurz in Nah- bzw. Großaufnahmen auf dem Rücken der Sekretärin, einer Reptilledertasche, einem Glas mit Vogelfedern, einer Milchflasche und einer Dose mit eingelegten Ölfischen; weiter im Diktat: „Jeder dieser Gattungen hat seinen eigenen Lebensbereich: das Wasser, die Luft und die Erde"; die Kamera filmt das Aquarium mit Fischen, den Kakadu auf der Vogelstange, die Schuhe des Professors am Boden; weiter im Diktat: „Verschiedene Lebewesen vermögen es in zwei, sogar in drei Lebensbereichen zu existieren. Wie zum Beispiel der Mensch und hier besonders der Homo sapiens vindobonensis [...] zu deutsch der kluge Wiener"; Einstellungen auf den Professor während seines Diktats sowie auf die Sekretärin beim Schreiben und die Schreibmaschine; weiter im Diktat: „Die Urform des klugen Wieners entstand um die Jahrhundertwende. Zu dieser Zeit aber wurde er verlacht, denn die Mehrzahl seiner Mitmenschen war wasserscheu"; langsam durchgeführter Zoom auf ein an der Wand hängendes Bild (farbige Zeichnung eines Mannes mit Schnurrbart, weißer Mütze und blau-weiß gestreiftem Badeanzug); darunter ein Schild mit der Jahreszahl „1900" (1.02)

Das Diktat des Professors wird in einem ähnlichem ‚Duktus' aus dem Off weitergeführt; er erläutert dabei die ‚Entwicklung' des „Homo sapiens vindobonensis" in Bezug zu seinem Verhältnis zum Wasser; er zeichnet dabei den ‚evolutionären' Werdegang vom wasserscheuen Kleinkind bis zum badenden Erwachsenen; Aufnahmen eines schreienden Kleinkindes, das in einem verzinkten Waschtrog von einer Frau gewaschen wird; eines etwas älteren Kleinkindes in selbiger Badewanne, das schon ruhig im Wasser verweilt; wiederum in selben Waschtrögen Aufnahmen eines kleinen Mädchens, das sich selbst wäscht, und eines Jungen, der wild im Wasser spielt; mehrere Kinderfreibäder; Kinder beim Spielen im Wasser (2.26)

Thema des Diktats: „Für Mensch, Tier und Pflanze fließt Wasser in jeder Wohnung, die diese Stadt baut"; Kameraschwenk durch eine Wohnung: von einem nackten Kind, das nach einem Handtuch greift, über eine ältere Frau, die einen Hund in einem verzinkten Waschtrog wäscht, auf die Terrasse vor der Wohnung, auf der eine Frau mit einer Gießkanne die Pflanzen gießt; Schnitt; ein Mann steht unter der Dusche und wäscht sich Schmutz vom Körper (2.59)

Thema des Diktats: „Wenn der kluge Wiener gehen gelernt hat, versucht er mit dem Wasser in Berührung zu kommen wo er nur kann"; Aufnahmen von Kindern beim Plantschen in Freibädern; Kinder in Kindergärten beim Spielen im Freien (3.16)

Thema des Diktats: mit etwa sechs Jahren ‚entwächst' der Wiener der elterlichen Badewanne und er lernt Schwimmen; der Schwimmunterricht sei in Volks- und Hauptschulen obligatorisch und unentgeltlich; Aufnahme eines Bademeisters in Aufsicht; Totale; Freibad; Kinderbecken; der Bademeister steht mit vorgebeugtem Oberkörper am Beckenrand und gibt den Kindern gestisch Anweisungen zur Ausführung korrekter Schwimmbewegungen; Aufnahme durch die breit aufgestellten Beine des Bademeisters auf die dahinterliegende Wasserfläche; ein Kind schwimmt Richtung Bademeister / Beckenrand (4.10)

Thema des Diktats: der junge Wiener schwimmt jetzt wo immer er kann und des Sommers wie Winters entweder in Frei- oder in Hallenbädern; durch die Ausweitung der Schwimmangebote seien Krankheiten wie die Tuberkulose stark zurückgegangen; unterschiedliche Einstellungen schwimmender Kinder und Jugendlicher: in der Donau, in Frei- und Hallenbädern sowie beim Springen von Beckenrad und Sprungturm; Wassersprungwettbewerb (4.29)

Thema des Diktats: Wenn der Wiener schwimmen kann, dann lernt er Springen und Tauchen; bald wird aus dem Spiel Sport und Wettkampf; unterschiedliche Aufnahmen vom Wasserspringen aus verschiedenen Höhen in verschiedenen Bädern und von Tauchenden; Wettschwimmen (5.22)

Thema des Diktats: da nicht jeder Profisportler werden könne, gehen viele vom sportlichen Schwimmen wieder zurück zum erholsamen Baden; Sportschwimmen; Kinder beim „Hahnenkampf" im Wasser (5.39)

Thema des Diktats: An Sonntagen fahren im Durchschnitt 250.000 Wiener baden und es werden immer mehr; sie entfliehen auf dieser Weise dem Staub der Stadt; manchen diene dies als Anlass zu „Bademodeschauen", andere wiederum pflegen in der Lobau die Freikörperkultur; Aufnahmen des individuellen und öffentlichen Verkehrs rund um die Gegend des Hietzinger Amtshauses; Aufnahmen des Badebetriebs in mehreren Freibädern; Menschen beim Baden; zwei Frauen in modischer Badekleidung; Aufnahme eines Schildes, das einen FKK-Verein ausweist (5.54)

Thema des Diktats: Aber auch im Stadtinneren wurden von der Gemeinde Wien Bäder errichtet; somit könne man ohne großen Zeitaufwand nach der Arbeit das Bad besuchen; es würden aber auch Bäder am Stadtrand im Grünen entstehen; Aufnahmen des Theresienbades und des Krapfenwald-Bades; Blick vom Krapfenwald-Bad auf das Schloss Cobenzl sowie Panoramaschwenk über Wien (6.45)

Thema des Diktats: „Und wo die Stadt mit dem Bau von Bädern nicht nachkommt, macht sich der kluge Wiener selbstständig. Er erobert das Indudationsgebiet [Anm. Überschwemmungsgebiet] und nützt auch die Wasserarme im Prater zu seinem Sonntagsvergnügen. Er lässt sich auch an den Ziegelteichen nieder"; einer kurzen Einstellung des Überschwemmungsgebiets folgen Aufnahmen aus dem Prater, von Familien bei Bootsfahrten (vermutlich Heustadelwasser) und eines von Badegästen besuchten Ziegelteichs; Aerialshot über Wien; Aufnahmen vom Donaukanal (7.13)

Thema des Diktats: „Den klugen Wiener gibt es in blond, schwarz, rot und brünett. Der kluge Wiener ist jung und alt, klein und groß, dick und dünn"; Nahaufnahmen von Frauen unterschiedlicher Haarfarbe; Totale einer Betontreppe; ein Knabe und fünf Männer unterschiedlichen Alters, Körpergröße und Körperform sitzen auf der Treppe; einer nach dem anderen steht auf (7.49)

Zurück im Innenraum; Zoom-out aus der Zeichnung des Mannes mit Badeanzug; Halbtotale; der Professor durchwandert den Raum während er diktiert; die Sekretärin tippt seine Worte weiterhin in die Schreibmaschine; Diktat: „Aber alle Erscheinungsformen des Homo sapiens vindobonensis haben eines gemeinsam, dass sie in einer Stadt leben, die ihre Sehnsucht nach Luft und Wasser versteht und fördert"; Ende des Diktats; die Sekretärin fragt nach, ob sie nun gehen könne; der Professor willigt ihr dies konziliant zu; auf seine Frage, wohin sie denn gehe, antwortet sie: „baden"; Schnitt; Großaufnahme des Kakadus, der das Wort „baden" wiederholt (8.04)

Lila Hintergrund; Einblendung „Ende" (8.36)

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Kinderfreibad der Stadt Wien (2.45)

Strandbad (3.16)

Wohnsiedlung (3.30)

Schule Schäffergasse, Schäffergasse, 1040 Wien (4.04)

Theresienbad, Hufelandgasse, 1120 Wien (5.01; 6.45)

Dianabad („Zweites Dianabad"; heute nicht mehr existent), Obere Donaustraße 92-95, 1020 Wien (5.04)

Stadionbad, Prater-Krieau, 1020 Wien (5.23)

Amalienbad, Reumannplatz, 1100 Wien (5.30)

Hietzinger Amtshaus, Hietzinger Kai, 1130 Wien (5.56)

FKK-Verein „Die Oase"; vermutlich Lobau, 1220 Wien (6.31)

Hirschinsel, Lobau (seit Errichtung der Entlastungsrinne nicht mehr existent), 1220 Wien (6.36)

Krapfenwald Bad, Krapfenwaldgasse, 1190 Wien (7.03)

Blick vom Krapfenwald-Bad auf das Schloss Cobenzl, Am Cobenzl, 1190 Wien (7.09)

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Der Film „Bäderstadt Wien" wurde in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre produziert. Die Volkszählung aus dem Jahr 1951 ergab, dass lediglich 13,7 Prozent aller Wiener Wohnungen über ein Badezimmer verfügen. Zwar begann man mit dem Jahr 1952 alle neu errichteten Gemeindewohnungen mit Anschlüssen für eine Badegelegenheit auszustatten, doch wohnte naturgemäß die Mehrzahl der Wiener in früher errichteten Gebäuden. Durch die verbesserten Ausstattungsstandards wurde der niedrige Wert von 1951 zwar sukzessive verbessert, doch dauerte es noch einige Zeit, bis das Bad die Mehrheit der Wiener Wohnungen erreichte: Noch zu Beginn der 1970er Jahre waren etwa Zweidrittel der Wiener Wohnungen ohne eigenes Bad. Die Institution der öffentlichen Bäder hatte somit auch nach 1945 eine nicht unbedeutende Rolle als ‚Kompensationsleistung' für das fehlende private Badezimmer. (Vgl. Pirhofer/Stimmer, Pläne, S. 40, 86 und Wiener Probleme, S. 154)

Die Kommunalpolitik des „Roten Wien" der Zwischenkriegszeit setzte Schwerpunkte in Bereichen des Sozial- und Gesundheitswesens sowie im kommunalen Wohnbau. Zwischen 1921 und 1933 entstanden über 65.000 Gemeindewohnungen. Diese verfügten zwar über Fließwasser und Toilettenanlagen, die Errichtung von Bädern in den neuen Wohnungen erwies sich jedoch als zu kostspielig. Das weitgehende Fehlen privater Bäder sollte durch bestehende sowie neu zu errichtende städtische Badeanstalten kompensiert werden. „In Verfolgung ihrer sozialhygienischen Aufbauarbeit hat die Gemeinde Wien in der Nachkriegszeit dem Ausbau des städtischen Bäderwesens ihr ganz besonderes Augenmerk zugewendet. Es wird getrachtet, sowohl durch niedrig gehaltene Preise als auch durch die Errichtung neuer Badeanstalten namentlich der ärmeren Bevölkerungsschicht sowie der Jugend genügende Badegelegenheiten zu geben." (Das neue Wien, S. 128)

So wurden in der Zwischenkriegszeit von der Gemeinde Wien eine Reihe neuer Kinder- und Sommerbäder sowie das Amalienbad in Favoriten errichtet. Diese Bäder sollten neben der Erhaltung der Gesundheit durch Sport und Hygiene insbesondere auch der Erholung und Entspannung dienen. In einer Publikation der Stadt Wien aus dem Jahr 1927 ist in diesem Zusammenhang zu lesen: „Dank der glücklichen Lage der Stadt an den Ufern des mächtigen Donaustromes und seiner inmitten grüner Auen gelegenen alten Donauarme ist die Möglichkeit geboten, dem Bedürfnisse der Bevölkerung nach Erfrischung und Stählung des Körpers durch ausgedehnte, alle Annehmlichkeiten bietende Sommerbadegelegenheiten entgegenzukommen. Strand- und Strombäder, Voll- und Schwimmbäder, Sonnen- und Luftbäder sowie eine stattliche Reihe erst in der Nachkriegszeit entstandener Kinderfreibäder ermöglichen es allen Schichten der Bevölkerung, groß und klein jung und alt, dem Badesport zu huldigen. [...] In Ansehung der Gemeinde Wien obliegenden sozialhygienischen Pflichten hat die Gemeindevertretung es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachtet, den Kindern das Baden und Schwimmen tunlichst unentgeltlich zu ermöglichen." (Das neue Wien, S. 138)

Der Film fand auch außerhalb Österreichs Verwendung. So wurde er bei einem Vortrag über die Stadt Wien, welchen Franz Jonas bei einem Auslandsbesuch 1960 in Zagreb hielt, gemeinsam mit den Filmen „Ein kleiner Traum vom Paradies" und „Die Hand Voll Wahrheit" vorgeführt. (Vgl. Rathauskorrespondenz, am 5.11.1960) Der Film findet auch auf Seite 131 des „Jahrbuches der Stadt Wien 1956" Erwähnung (siehe Material).

Quellen/Literatur:

Das neue Wien, Städtewerk, Bd. III. Wien 1927, S. 128 -148.

Wiener Probleme: Eine Sammlung der Radioreden des Bürgermeisters der Stadt Wien, Franz Jonas, 1954-1955. Wien 1955, S. 154.

Gottfried Pirhofer/Kurt Stimmer, Pläne für Wien. Theorie und Praxis der Wiener Stadtplanung von 1945 bis 2005. Wien 2007, S. 40, 86; online unter: http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/planungsgeschichte.html (12.10.2012). 

Wiener Rathauskorrespondenz, am 13.3.1957 und 5.11.1960; online unter: http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1957/maerz.html und: http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1960/november.html (29.10.2012).

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Der „Fachmann" („Professor") diktiert seiner „Sekretärin" einen launig-humoristischen Aufsatz über den ‚Homo sapiens vindobodensis' und dessen ‚evolutionäre Entwicklung' in seinem Verhältnis zum Wasser bzw. zum Baden; häufige Verwendung des L-Schnitts (Montagetechnik der Überlappung von Ton und Bild; der Schnitt von Ton und Bild findet also nicht gleichzeitig, sondern versetzt statt); die Darstellung nackter Kinder scheint unproblematisch; die adoleszente Nacktheit (des weiblichen Körpers) wird zwar verbal thematisiert, jedoch nicht visualisiert; der halbnackte (Frauen)Körper im Badeanzug fungiert als ‚visuelles Spektakel'.

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