Titelmusik (Bläser, erhaben-dramatisch); Einblendung des Schriftzuges über den Himmel von Wien: „Die Probleme unserer Stadt gehen uns alle an"; die Kamera schwenkt vom Himmel nach unten; die Stadt kommt ins Filmbild; Panoramaschwenk über die Dachlandschaft (vom Donaukanal über den Stephansdom Richtung Westen; Kamerastandpunkt vermutlich Ringturm); serielle Einblendung der Worte: „Darum: mitdenken, mitsprechen, mitarbeiten"; in Laufschrift folgt der Titel: „Soziales Bauen 1959"; hierauf Einblendung der Credits (0.00)

Schwarzblende; Totale; laterale Raufsicht auf das Wiener Rathaus; Handkamera bewegt sich auf einen seitlichen Eingang des Rathauses zu; Handkamera betritt das Rathaus; subjektive Kameraführung (POV-Shot) und subjektive männliche Stimme (Anm.: im Folgenden Holzer): „Mein Name ist Holzer, Max Holzer. Ich befinde mich auf dem Weg ins Rathaus. Und der Film, den Sie da sehen, ist zu Informationszwecken gedreht worden. Sie und ich, wir wollen uns einmal informieren, was hinter einem vielgehörten Schlagwort steht. Hinter dem Schlagwort ‚Soziales Bauen'. Und zu diesem Zweck werden wir uns gleich an den zuständigen Mann wenden"; die Handkamera bewegt sich durch einen Gang des Rathauses und steuert auf die Bürotür von Stadtrat Kurt Heller zu; noch vor der ungeöffneten Tür (L-Schnitt) ist die Stimme Holzers zu hören: „Herr Stadtrat, was heißt das, ‚Soziales Bauen'?" (0.35)

Schnitt; frontale Nahaufnahme auf Heller; Heller sitzt in einem Raum (Büro) vor einer Stadtkarte; Heller antwortet auf die zuvor gestellte Frage: „‚Soziales Bauen' heißt bauen für die Allgemeinheit, oder einfacher gesagt: Sozial bauen, heißt für alle bauen" (1.08)

Im Filmverlauf wird dieses Gesprächsmuster (Frage, Gegenfrage bzw. Antwort und Nachfrage) weitergeführt; die jeweils besprochenen Themen werden durch die Montage geeigneten Filmmaterials ergänzt:

Holzer: „Was hat die Stadt Wien für mich gebaut?"; Heller berichtet über diverse, für die Allgemeinheit errichtete Institutionen und Infrastrukturen; Aufnahmen des Strandbads Gänsehäufel mit Fokus auf den Uhrturm; Flugaufnahme von der Stadthalle; Innenaufnahmen der Stadthalle zeigen unterschiedliche Sportarten (Paddelboot fahren, Boxen); ein Basketballturnier; Aufnahmen aus einem Kindergarten (1.20)

Zu den Aufnahmen des Kindergartens erörtert erstmals eine Kommentatorenstimme (Anm.: im Folgenden Off) die gezeigten Bilder: Die Kindergärten seien eine wichtige Einrichtung der Stadt; ohne die Kindergärten hätten sich viele Paare gegen eine Familie mit Kindern entschieden (2.00)

Heller: der Straßenbau komme ebenfalls der Allgemeinheit zu Gute; Aufnahmen von Straßen und Kreuzungen mit hoher Verkehrsdichte; Phantom Ride (Auto) durch die Stadt; Aufnahmen von Baustellen zur Errichtung neuer Verkehrsinfrastrukturen: am Praterstern (Riesenrad im Hintergrund), am Opernring und am Südtirolerplatz; Off: „Die überstürzte und unberechenbare Motorisierungswelle hat uns allen, hat der Stadt Wien Unsummen gekostet. Sie bringt Probleme mit sich, die im allgemeinen Interesse gelöst werden müssen"; an dieser Stelle kommt es zum Zwiegespräch zwischen dem Off-Kommentator und Holzer (2.16)

Holzer fragt, wie er und seine Familie zu einer Wohnung kommen können; Heller gibt zur Antwort, dass er hierfür nicht zuständig sei und verweist Holzer an Stadtrat Franz Glaserer (3.12)

Frontale Nahaufnahme Glaserers; auf die Frage Holzers, wie man denn zu einer neuen Gemeindewohnung kommen könne, erläutert Glaserer, dass man zu den „bedürftigsten Fällen" gehören müsse; um die Bedürftigkeit festzustellen, müsse man jedes Wohnungsansuchen „[...] einer gründlichen, sachlichen und sozialen Prüfung unterziehen"; die Stadt werde - so Glaserer - aber auch in Zukunft alles dazu tun, um die Wohnungsnot weiter zu lindern; es folgen mehrere Einstellungen von Gemeindesiedlungen, wobei unterschiedliche Bauformen präsentiert werden; gezeigt werden ebenerdige Wohnbauten für ältere Menschen, Wohnhäuser für gesundheitlich gefährdete Menschen sowie eine Siedlung für kinderreiche Familien; Kommentatorenstimme aus dem Off: Für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohner müsse man unterschiedliche Wohnkonzepte realisieren und zur Verfügung stellen (3.28)

Holzer gibt Glaserer zu verstehen, dass er ja auch eine Wohnung kaufen würde; Holzer stellt Glaserer die (rhetorische) Frage, wer ihm für dieses Unterfangen denn einen Kredit geben würde; Glaserer - nun wieder im Bild - weist Holzer darauf hin, dass die Kreditvergabe für Wohnungen nicht in seinem Ressort liege und verweist ihn an Stadtrat Felix Slavik (4.20)

Aufnahme des Büroschildes Slaviks; Holzer wendet sich vorwurfsvoll an Slavik: Er und seine Frau würden seit vielen Jahren arbeiten, doch sie warten noch immer darauf, sich endlich eine eigene Wohnung kaufen zu können; laterale Nahaufnahme Slaviks; Slavik stellt die Gegenfrage: Wofür wurde denn bisher das Familieneinkommen verwendet?; Holzer: Das Geld sei anfangs knapp gewesen, man habe einen gewissen Aufholbedarf gehabt; mit dem Einsetzen der Konjunktur hätte man weiter konsumiert, da es einem ja lange genug schlecht gegangen sei; warum solle nicht auch er (Holzer) einmal Urlaub machen?; begleitet werden seine Ausführungen von unterschiedlichen Filmaufnahmen der Konsumtion: Ein ‚Brathendl' dreht sich am Spieß, ein Mann beim Trinken, Friseurbesuch, Kauf neuer Kleidung, Stilettos in einem Schaufenster, ein Radio, diverse Haushaltsgeräte, eine Ziehharmonika, auf einem Tisch ausgebreitete Reiseprospekte (4.38)

Laterale Nahaufnahme Slaviks; das Konsumieren - so Slavik - sei ja Holzers „gutes Recht", doch nun wisse er doch, wie das Meer aussehe; und wenn er eine Wohnung haben wolle, so könne ihm die Stadt weiterhelfen - vorausgesetzt er helfe sich selbst und übernehme einen kleinen Teil der Baukosten; Holzer stellt die Frage, ob dies denn sozial sei?; Slavik: „Freilich ist das sozial. Das alles, Herr Holzer, haben Sie auf Raten gekauft: vom Elektroherd bis zum Plattenspieler. Alles auf Raten und wenn Ihnen die Stadt Wien die Möglichkeit gibt, alle diese Dinge in eine auf Raten gekaufte Wohnung zu stellen, dann sollte das unsozial sein?"; die Ausführung Slaviks wird begleitet von Aufnahmen unterschiedlicher Konsumgüter: Fernsehgerät, E-Herd, Plattenspieler, ein voller Kühlschrank, eine Waschmaschine, ein Rührgerät, eine Küchenmaschine (5.19)

Holzer: „Aber das wird mich Opfer kosten!"; Slavik: „Gewiss, Sie werden manchmal auf einen ‚Weekend-Ausflug' verzichten müssen oder auf andere Genüsse, wenn Sie pünktlich am Ersten den Baukostenzuschuss beisammen haben wollen"; Slaviks Ausführung wird begleitet von folgenden Einstellungen: Nahaufnahme eines Aschenbechers, in dem eine Zigarette ausgedämpft wird, ein Auto auf einem Parkplatz, ein Glas Rotwein und ein Glas Bier auf einem Silbertablett (6.01)

Ein Paar betrachtet die Inneneinrichtung einer Küche und eines Wohnzimmers (Fertighaussiedlung Veitingergasse); im Wohnzimmer Begrüßung eines Mannes (Berater); Stimme aus dem Off: Die Gemeinde Wien könne auf diese Weise eine Wohnung zur Verfügung stellen, die allen Anforderungen einer Familie entspricht; „Sie können Ihre Wohnung selber finanzieren, Herr Holzer, die Stadt Wien wird Ihnen dabei helfen. Ist das unsozial?"; Holzer: „Nein, nein! Das ist ganz sozial" (6.10)

Holzer: „[...] da entstehen ja ganz neue Stadtteile, wenn es so ist"; Montage des Büroschildes der „Stadtbauamtsdirektion - Stadtplaner"; Büro von Roland Rainer; amerikanische Einstellung Rainers; Rainer stützt sich - den Oberkörper nach vorne gebeugt - mit beiden Armen auf einen Arbeitstisch; in seiner Rechten hält er ein Dreikant-Maßstablineal; im Hintergrund Mitarbeiter des Planungsbüros bei der Arbeit; Rainer: „Ja das stimmt. Deshalb sprechen wir vom 'Sozialen Städtebau'. 'Sozialer Wohnungsbau' hat bedeutet, dass die Allgemeinheit für den Einzelnen baut. 'Sozialer Städtebau' bedeutet, dass der Einzelne mit der Allgemeinheit baut. Ein gutes Wohnhaus kann nur in einer geordneten Umgebung entstehen und es bedarf der Ergänzungen durch Verkehrsstraßen, durch Grünflächen und Erholungsgebiete und nicht zuletzt durch Mittelpunkte für Geschäft, Gewerbe und Kultur"; Rainer deutet mit seinem Lineal auf ein Stadtmodel und die verschiedenen Zonen; ein Mitarbeiter kommt ins Bild und überreicht Rainer ein Modell einer Wohnhausanlage; Nahaufnahme des Modells; Rainer: „Und so werden unsere Städte ein neues Gesicht bekommen"; Holzer: „Das ist auch sehr interessant. Wiedersehen" (6.36)

Schwarzblende; Handkamera bewegt sich aus dem Rathaus hinaus und nimmt Kurs Richtung Rathauspark; Schnitt; laterale Raufsicht auf das Rathaus; Holzer: Wenn der Zuschauer nun informiert ist, so habe der Film seinen Zweck erfüllt; für etwaige Nachfragen hinsichtlich der Zuschüsse, etc. sei im Rathaus eine eigene Beratungsstelle eingerichtet worden (7.19)

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Im Gegensatz zum „Sozialen Wohnbau" der Ersten Republik forcierte die Wiener Stadtverwaltung nach 1945 den „Sozialen Städtebau". Der „Soziale Städtebau" sollte über den baupolitischen Ausgleich öffentlich errichteten Wohnraumes hinausgehen und die Stadt anhand eines Gesamtkonzeptes neu strukturieren. Hierbei ging es insbesondere darum, das bauliche Chaos und die strukturellen Mängel der Gründerzeit zu beseitigen, um auf diese Weise die Stadt in einen "festgefügten, funktionellen und den sozialen Bedürfnissen angepassten Organismus" umzuwandeln. Nebst dem Neubau von Kindergärten, Schulen, Spitälern, Erholungsstätten und Sozialeinrichtungen galt es, ein übergreifendes Verkehrskonzept zu entwerfen. Die Entmischung von Industrie- und Wohngebieten sowie die Auflockerung dicht besiedelter Wohngegenden sollten vorangetrieben werden und durch die Errichtung von Neubauten sollte gesunder wie zeitgemäß ausgestatteter Wohnraum entstehen. (Vgl. Boeck, Zerstörung und Wiederaufbau, S. 397f.)

Der Wechsel vom Sozialen Wohnbau hin zum Sozialen Städtebau wurde mit Roland Rainers Berufung zum Wiener Stadtplaner im Jahr 1958 gefestigt.

Im Jahrbuch der Stadt Wien steht zu lesen: „ […] das Filmdokument ‚Soziales Bauen 1959’ wurde fertiggestellt, das insbesondere die Möglichkeiten der neuen Wiener Wohnbauaktion für sparwillige Bauinteressenten darstellt.“ (Jahrbuch, S. 147.)

Die „Neue Wiener Wohnbauaktion" bestand zwischen 1958 und 1960. Als Förderungswerber galten natürliche wie juristische Personen. 1964 kam es zur Fortsetzung der „Neuen Wiener Wohnbauaktion", jedoch mit der Änderung, dass als Förderungswerber für die Errichtung von Einfamilienhäusern nur noch gemeinnützige Wohnbauvereinigungen und natürliche Personen infrage kamen. (Vgl. Bamberger, Österreich, S. 1285)

Die Aufnahmen des Paares, das eine Wohnung besichtigt (TC: 6.10), stammen aus dem Film „Das Österreichische Fertighaus Veitingergasse" (Sign.: 315).

Literatur/Quellen:

Wiener Rathauskorrespondenz, am 17.6.1958; online unter: http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1958/juni.html (12.8.2012).

Rudolf J. Boeck, Zerstörung und Wiederaufbau, in: Ferdinand Lettmayer (Hg.), Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts. Ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien 1958, S. 391-409.

Richard Bamberger/Franz Maier-Bruck (Hg.), Österreich Lexikon in zwei Bänden. Bd. 2. Wien 1966.

Jahrbuch der Stadt Wien 1959, Hrsg. Statistisches Amt der Stadt Wien, Wien, 1960.

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