[Anm.: Keine Titeleinblendung, die ersten Meter Film fehlen, keine Credits]
Das Filmdokument beginnt mit einer Autofahrt, begleitet von sanften Streichermelodien als Hintergrundmusik; die Kameraposition erweckt den Eindruck, als würde sie den Blick der fahrenden Personen im Auto einnehmen; vorbei an einem geackerten Feld; von einem Off-Kommentar begleitet, wechselt der Kamerablick auf eine vorüberziehende hügelige Landschaft mit fabriksähnlichen Gebäuden im Vordergrund und geht entlang einer Bergstraße weiter;
Off-Sprecher: "Die Harmonie der Perspektive. Im reizvollen Wechselspiel der Linien, die Natur und Menschen schufen. In pittoresquen Landschaften. Auf einsamen Waldwegen." (0.00)
Die Kameraposition wechselt von einer Autoinnenperspektive nach außen mit Blick auf das fahrende Auto. Am Beifahrersitz sitzt der Künstler, ein Fotograf, am Steuer seine Assistentin. Zurück zur Innenperspektive von der Rückbank des Autos sieht man Waldgegend. Close up auf den Fotografen, der mit konzentriertem Blick aus dem Autofenster die Umgebung betrachtet.
Off-Sprecher: "Überall liegen die Dinge verborgen, die darauf warten vom Künstler entdeckt zu werden." (0.20)
Totale, der Fotograf und seine Assistentin spazieren über eine Waldlichtung (0.29); Panoramaschwenk über ein Flußbett, wo sich der Künstler niederlässt; im Blick der Kamera nun der Fotograf mit seiner Assistentin; die Fotokamera auf einem Stativ auf die Flußlandschaft gerichtet; Off-Sprecher: "Das fotografische Bild kann ebenso eine künstlerische Leistung sein, wie eine Ode, eine Symphonie oder ein Gemälde, wenn es von der Schönheit, die der Künstler fand, inspiriert ist." (0.38)
Es folgen stimmungsvolle Naturdetailaufnahmen, begleitet vom Off-Kommentar: "Schwimmende Enten, ein zartes Aquarell in Sepiatönen, rieselndes Wasser, ein graziöses Filigran aus Licht und Schatten. Ein Wurzelstock, erregend und eindrucksvoll wie ein japanischer Holzschnitt." (0.53)
Schnitt auf den Künstler, der seine Kamera auf das nächste Motiv richtet; gefolgt von subjektiven Kameraeinstellungen, die aus der Sicht des Fotografen die Eindrücke der Natur zu vermitteln versuchen; Off-Sprecher: "Das macht den Künstler aus, dass er die Natur mit all ihren Formen zutiefst liebend, zutiefst vertraut mit ihr sein muss. Dass er mit der Gestalt und Kraft der Einbildung gedanklichen und seelischen Inhalt offenbart. Wie aus dem Jenseits klingt die Melodie dieser bizarren im Wetter und Wind gestorbenen Hölzer. Leuchtende Blüten sind das Symbol des Lebens. So führt uns der Künstler zum Sinn und zum Schönen in der Natur, im Kleinen wie im Großen." (1.15)
Szenenwechsel; Wüstenlandschaft; Fotograf mit geschulterter Kamera und Assistentin mit der restlichen Ausrüstung kommen über Sanddünen von links ins Bild; der Fotograf stellt die Kamera am Stativ im Sand ab; ein Perspektivenwechsel aus Sicht des Fotografen zeigt eine Totale der weiten Wüstenlandschaft; malerische Landschaftsaufnahmen, die Strukturen und Form hervorheben, werden von der erzählenden Stimme beschrieben; (1.52)
Off-Sprecher: "Vom Winde aufgetürmte Sanddünen erinnern an eine durch Zauberhand erstarrte See. Kapriziöses Spiel von Schatten und Licht. Nur Sand ist es, weicher fließender Sand, aufgespürt vom suchenden Auge des Künstlers. Den Charakter dieser Landschaft bestimmt die strahlende Sonne, hier deckt kaltes graues Licht an nebelverhangener Küste, Linien, Formen und Stimmungen auf, die im hellen Licht der Sonne nicht wahrnehmbar wären. Überall offenbart sich die Schönheit, wenn man sie zu finden weiß. Voraussetzung für die Kunst der Fotografie ist aber neben der Bereitschaft des Herzens die Beherrschung der technischen Mittel." (2.00)
Wechsel von der subjektiven Sicht ins Close Up auf das Gesicht des Fotografen; sein Blick streift über die Landschaft; große Nahaufnahme von Augen frontal in die Kamera gerichtet; Schnitt auf Totale, der Künstler beim Belichtungsmessen;
Off-Sprecher: "Von der Helligkeit des Lichtes in großen Höhen beeinflusst, kann das Auge des Fotografen die Sicherheit für die Bestimmung der Belichtungszeit verlieren. Ein Fotometer ermöglicht es, die Intensität des Lichtes zu messen und somit die Dauer der Belichtung zu bestimmen." (2.50)
Totaler Schwenk über felsige Landschaft; in der Ferne der Fotograf und seine Assistentin am Werk; Schnitt closer auf die beiden und ihren Standort; Off-Sprecher: "Alle Menschen, die beobachten können, wissen, dass ein Teil oft mehr aussagt als ein Ganzes. So ist der örtliche Standpunkt des Beobachters von entscheidender Wirkung. Jedoch ohne seinen Standplatz zu ändern, kann der Fotograf nur mit wechselnder Optik aus einem Blockhaus in den Bergen, ein Blockhaus im Tal, ein solches an der Straße, oder einfach nur ein Blockhaus werden lassen." (3.10)
Der Fotograf wechselt die Optik und ein Blockhaus in den Bergen wird so zum Motiv eines Jump Cuts in wechselndem Kontext (3.20); Off-Sprecher: "Die verschiedene Entfernung von Gegenständen von der Kamera wirft das Problem der Tiefenschärfe auf." (3.33)
Szeneriewechsel; Steinsäulen; Der Fotograf hat sich mit seiner Assistentin vor einer Ruine eingefunden; die Assistentin kontrolliert das Kamerabild durch den Sucher; Perspektivenwechsel in die Subjektive, die den Bildausschnitt der Fotokamera suggeriert; Schnitt; Close Up auf die Hand des Fotografen, der die Blende verkleinert; Off-Sprecher: "Da hilft eine Verkleinerung der Blende und die Schärfe der Umrisse ist in der ganzen Tiefe des Bildes durchgezeichnet. Ein aufgesetzter Filter ändert Licht- und Farbwerte. Nun erscheinen die Wolken deutlicher, der Himmel dunkler und die Säule heller." (3.40)
Frontale Porträtaufnahme des Fotografen während er den Auslöser seiner Kamera betätigt; dazu der Off-Sprecher:
"Fotografieren ist also eine Kunst und eine Wissenschaft zugleich." (4.09)
Schnitt; Fotolabor; gezeigt und kommentiert wird der Entwicklungsvorgang in der Dunkelkammer; einzelne Arbeitsschritte von der Belichtung, den Korrekturen beim Kopieren oder der Handhabung der Fotoplatten werden im Close Up und mit Over Shoulder-Shots veranschaulicht; Off-Sprecher: "Das Laboratorium des Fotografen ist die Dunkelkammer. Die Energiequelle des fotografischen Vorgangs ist das Licht. Es kann bis zum letzten Augenblick reguliert werden. Wie hier, wo gewisse Stellen des Negativs gegen zu starke Belichtung während des Kopierens abgedeckt werden." (4.14)
Close Up auf das Entwicklerbad, den chemischen Entwicklungsvorgang auf Fotopapier; Schnitt; Halbtotale auf den Fotografen und seine Assistentin, die voller Vorfreude und Spannung den Künstler anlächelt; Schnitt auf den entwickelten Abzug; Close Up der beiden Gesichter; zurück auf das Entwicklerbad; Off-Sprecher: "Unentwickelte Bilder tragen für den Fotografen die Spannung in sich, die den Jäger auf der Jagd befällt. Und für nichts in der Welt würde er die Aufregung der letzten Minute eintauschen, wenn das Bild, ein Teil seiner schöpferischen Arbeit, ein Teil seines Selbsts lebendig werden." (4.50)
Die Hände des Künstlers nehmen das belichtete und entwickelte Foto; Close Up der Fotografie; die beiden betrachten das Kunstwerk (5.10)
Die fertig entwickelte Fotografie wird überblendet mit einer Reihe anderer Aufnahmen des Meisters, es folgt eine Werkschau;
Off-Sprecher: "Kein Meister kann uns lehren, wonach wir Ausschau halten sollen in der Welt rings um, noch wie wir das, was wir finden, bewerten sollen. Er kann uns nur die Wege zeigen, die man gehen kann, aber das innere Gesetz und den Maßstab der Dinge müssen wir selbst in uns tragen und entwickeln. Was wir nicht erkennen und nicht erfühlen, wird nie auf einem Bilde spürbar werden." (5.30)
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